Die Feindschaft zwischen Sozialdemokratie und Kommunisten auf parlamentarischer Ebene pflanzte sich in der gesamten Arbeiter-Kulturbewegung fort. Das führte in den 1920er Jahren zur Spaltung aller Bereiche der Arbeiterbewegung.
Im Arbeitersport wurde die Trennung ab Sommer 1928 amtlich. Bis dahin galt die Vorgabe, im Arbeitersport keine Parteiarbeit und keine Werbung für Parteien zu machen. Dadurch sollten die eigentlich unüberbrückbaren Unterschiede zwischen den beiden großen Arbeiterparteien neutralisiert werden. Das Zweckbündnis von demokratisch gesinnten Sozialdemokraten und den eine Diktatur nach sowjetischem Vorbild anstrebenden Kommunisten scheiterte aber. Der 16. ATSB-Bundestag in Leipzig warf kommunistischen Delegierten vom TSV Fichte Groß-Berlin vor, den gemeinsamen Arbeitersport zu schädigen. Nach Abstimmung entzog die Versammlung ihnen die Mandate. In den weiteren Tagen und Wochen folgten Aufforderungen der ATSB-Führung an die Vereine und Verbände der betroffenen Delegierten, diese auszuschließen. Dem kam man nicht nach, und in der Konsequenz wurden das kommunistisch dominierte Arbeiter-Sportkartell von Groß-Berlin, deren Fußballverband Märkische Spielvereinigung und der ASV Fichte Groß-Berlin aus dem ATSB ausgeschlossen.
Die meisten Arbeitersportvereine von Berlin-Brandenburg blieben aber solidarisch zu den Verbannten und wurden ebenfalls aus dem Bund verstoßen. Zusamen mit anderen kommunistisch aktiven Vereinen aus anderen Landesgebieten schloss der ATSB 1928 etwa 30.000 Mitgliedern aus.
Am 26. Mai 1929 gründeten die Oppositionellen die "Interessensgemeinschaft zur Wiederherstellung der Einheit im Arbeitersport", kurz IG. Nach eigenen Angaben zählte sie da bereits 50.000 Mitglieder, also rund 20.000 mehr als die vom ATSB ausgeschlossen kommunistischen Arbeitersportler. Zu Pfingsten 1930 präsentierte sich dieser neue, im Entstehen begriffene Sportverband erstmals der großen Öffentlichkeit.
Dieses "Reichstreffen" begann am Sonnabend, den 7. Juni, mit der Eröffnung des Reichskongress der IG. Im Erfurter Reichshallen-Theater haten sich dazu 800 Delegierte von kommunistischen Verbänden und Sportvereinen versammelt. Die Hauptreden hielten der KPD-Reichstagsabgeordnete Wilhelm Florin und Wilhelm Pieck von der Roten Hilfe Deutschland und spätere Präsident der DDR.
Tags zuvor Kongress mit 800 Delegierten, Resümee von Aufbautätigkeit seit dem Ausschluss der ersten im Sommer 1928, , KPD Führungsrolle, Genosse Florin, viele phrasengeschwängerte Reden, späterer DDR-Präsident Wilhelm Pieck sprach für RHD
Am Sonntag erlebte Erfurt den "Kampfaufmarsch" der roten Sportler, angereist mit 1000 Lastkraftwagen und hunderten Motorrädern. Bei Ankuft wurden sie auf vier Stellplätze verwiesen, von wo aus sich die vier Demonstrationszüge zur Hauptkundgebung auf den Friedrich-Wilhelm-Platz (der heutige Dom-Platz) in Bewegung setzten. Die bei solchen Anlässen obligatorischen roten Banner und Transparente trugen Aufschriften wie "Kämpft für die rote Sporteinheit", "Arbeitersportler sind Soldaten der Revolution" und "Kampf der Bourgasie und des Faschismus".
Dank strenger Disziplin und Organisation klappte, wie damals bei allen politischen Lagern üblich , der einstündige Aufmarsch wie am Schnürchen. In Thüringen regierte seit Januar 1930 die erste Landesregierung mit NSDAP-Beteiligung. Trotzdem gab es das gesamte Wochenende über keinen Ärger mit der Polizei. Die IG-Reichsleitung hatte sich mit dem Erfurter Polizeipräsidenten verständigt, Polizei war nur vereinzelt an Knotenpunkten zu sehen, alle gegenseitige Absprachen wurden eingehalten, Ordnungsdienste übernahmen die Oppositionellen selbst, alles verlief unfall- und störungsfrei
Gegen 12 Beginn, erster Redner Rochler, IG-RL, Berlin, anschließend "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" und Fahnen-Manifestationen, nächster Redner Ihring, Hetze gegen "Spaltungsmaßnahmen der reformistishen Bürokratie, für die Einheit derroten Arbeiterorganisationen us.w
"Die Interssengemeinschaft wird zu einer Kampfgemeinschaft für die rote Sporteinheit."
Rote Sportler bekunden, dass sie ihr Leben für den Sieg der Arbeiterklasse einsetzen.
Dreifaches "Rot Sport!", danach Hauptredner Ernst Thälmann
"Kampf gegen den Young-Plan, Kampf gegen die Kriegspolitik der deutschen Bourgoisie und für die Verteidigung der Sowjetunion, des einzigen Landes, in dem die Arbeitersportbewegung nihct um ihre
Rehcte betteln muss, sondern vollste Unterstützung genoießt, zu führen. Den schärfsten Kampf gegen die faschistischen Werksportvereine, gegen die reaktionären bürgerlichen Sportverbände, in denen die
Faschisierung und Militarisierung der proletarischen Jugend betrieben wird. Wir müssen alles daran setzen, die Verbürgerlichung und Republikanisierung des Arbeitersports durch die Sozialfaschisten zu
verhindern." völlig utopisches Ziel Gewinnung aller Arbeiter, wieder dreifches kräftiges "Rot Sport!"
Danach Rede Genosse Schmidt aus Basel
Die Teilnehmerzahlen wurden später so wiedergegeben: Der sozialdemokratische "Vorwärts" nannte 14.000, die Telegraphen-Union 20.000, der Mitteldeutscher Sender meldete 30.000 und der Weimarer Polizeibericht 40.000, was sich mit den Angaben der Interessengemeinschaft deckte.
Zusätzlich gab es über die Pfingsttage in 85 thüringischen Ortschaften Fußballspiele mit einheimischen und auswärtigen Mannschaften, davon 80 aus der Hochburg der komunistischen Sport-Opposition Berlin-Brandenburg.
Obwohl Thüringens Frick alle kommunistischen Demos verboten hatte, war es zum IG-Reichstreffen möglich, alles weitgehend störungsfrei abzuwickeln, nicht nur in Erfurt, sondern auch in etwa 100 Städten und Dörfern Sportveranstaltungen durchzuführen.
Gerade schweißer (oder Baseler) Kommunisten-Nannschaft in Deutshland, in der KPD- und Rot-Sport-Hochburg Berlin Treffen als "WSchweiz" gegen die Berliner Auswahl 3:0 (2:0) für Berlin, Lichtenberger STadion 3000
Sonntag "Deutschland" - "Schweiz" in Eruft auf dem Johannisplatz, erstes IG-Länderspiel, Deutschland mit Hauer (Weißenfels 93)- Ulrich
(Borussia Berlin), Stein (Vorwärts Erfurt) - Fuchs (Borussia Berlin), Lück (Sportfreunde Tempelhof), Weiland (Vorwärts Erfurt) - Claus (Weißenfels 93), Wickel (Schönau), Pinnichen (Weißenfels 93),
Bourdis (Schönau), Richter (ASV Erfurt)
1:3 (0:3)
"allen Schikanen und Terrormaßnahmen der thüringishen Faschistenregierung und der Sozialfaschisten zum Trotz"
Obwohl das thüringische Innenministerium dem Nationalsozialisten Wilhelm Frick unterstand, hatte es den roten Sportlern freies Geleit durch Thüringen zugesichert. So kam es nur hier und da zu
ein paar Zwischenfällen bzw. laut KPD-Presse "Terrormaßnahmen": 8 Chemnitzer wurden für ein paar Stunden verhaftet, auf der Rückfahrt ein paar Berliner Kinder und Jugendliche festgehalten, vor
Naumburg ein Lastauto von Wehrwölfen angegriffen und dabei 14 Leipziger Sportlerinen verletzt.
|
|