Wie schon beim großen Vorbild der Bürgerlichen gab es bei den Arbeiter-Olympiaden Winter- und Sommerspiele. Die Olympischen Sommerspiele von Frankfurt am Main gingen vom 24. bis zum 28. Juli 1925. Als Hauptkampfplatz diente das kurz zuvor fertiggestellte Wald-Stadion.
Die rund 3000 aktiven Teilnehmer kamen aus elf Ländern, nämlich außer aus Deutschland noch aus Österreich, der Schweiz und der Tschechoslowakei (diese war sogar mit zwei Verbänden vertreten, nämlich dem tschechischen DJT sowie dem sudetendeutschen ATUS), aus Polen, Lettland, Finnland, Belgien, Frankreich, England sowie aus Palästina und der Freien Stadt Danzig. Alle Zeremonien gingen ohne die Verwendung von Nationalfahnen vonstatten, anstelle der Nationalhymnen erklang die Internationale.
Veranstalter war die Sozialistische Arbeitersport-Internationale SASI, Aurichjter vor Ort der Arbeiter-Turn- und Sportbund mit Unterstützung und Beteiligung weiterer Arbeiterverbände, vor allem des Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbundes "Solidarität", des Arbeiter-Athleten-Bundes und der Arbeiter-Samariter.
Wettkämpfe wurden ausgetragen im Turnen (Deutschland Sieger im Achtkampf der Männer und der Frauen, im Zwölfkampf der Männer siegten die Finnen), in Ballspielem wie Fußball, im Wassersport, der Schwer- und der Leichtathletik und im Radsport. Durch den "Tag der Massen“ mit Massenfreiübungen, Werbeveranstaltungen von Arbeitersport-Verbänden und einem großen Aufmarsch durch die Stadt namen letztlich insgesamt rund 100.000 Arbeitersportler an der 1. Arbeiter-Olympiade teil. Die Besucher aller fünf Tage erreichten die Gesamtzahl von etwa 450.000!
Zur Leichtathletik: In den meisten Konkurrenzen gewannen die Finnen, mit deutlichem Abstand folgten Deutschland und Lettland. Die ATSB-Vertreter stellten 23 neue Bestleistungen im deutschen Arbeitersport auf. In der Frauen-Stafetten über 4×100 Meter schafften die deutschen Läuferinnen mit 51,3 Sekunden sogar einen neuen Weltrekord.1
In der 10×100-m-Staffel erreichten die deutschen Frauen ebenfalls eine neue Weltbestzeit (2:14,6 s). Wegen Überschreiten der Wechselmarke wurde die deutsche Mannschaft "distanziert" und dem Rekord die Anerkennung versagt. Platz 1 ging damit an die Tschechinnen. Laut offiziellem Medaillenspiegel hat Deutschland dennoch acht 1. Plätze, die Tschechoslowaken nur einen. Diese Ungereimtheit ist vielleicht damit zu erklären, dass die Zweitplazierten im kameradschaftlichen Geist des Arbeitersports auf den Staffelsieg verzichteten und dieser daher statistisch doch noch den ATSB-Läuferinnen zufiel.
Ranking nach Siegen, Land (Anzahl der Starter) 1. Plätze – 2. Plätze – 3. Plätze:
1. Finnland (99) 31 – 29 – 14
2. Deutschland (170) 8 – 14 – 15
3. Lettland (29) 3 – 2 – 7
4. Tschechoslowakei/tschechischer Verband DJT (34) 1 – 1 – 1
5. Frankreich (31) 0 – 0 – 3
6. Österreich (12) 0 – 0 – 2
7. Schweiz (13) 0 – 0 – 0
8. Belgien (18) 0 – 0 – 0
9. Tschechoslowakei/sudetendt. Verband ATUS (22) 0 – 0 – 0
Hochsprung mit Anlauf
100-m-Lauf
1. Wilma Dittmar (FT Hannover) 12,9 – 2. Anna Babette Hochholzer (FT Nürnberg-Süd) 13,0 – 3. Anni Hippler (Magdeburg) 13,8
4×100-Stafette
1. Deutschland 51,3 – 2. Finnland 56,0 – 3. Frankreich 57, 2 Die deutschen Damen liefen in der Reihenfolge Anni Hippler, Lotte Rau, Babette Hochholzer, Wilma Dittmar. Mit 51,3 Sekunden markierten sie einen neuen Weltrekord im Arbeitersport.
10×100-m-Stafette (nur zwei Mannschaften)
1. Tschechoslowakei (DTJ) 2:29,0 – 2. Deutschland 2:14,6 ("distanziert" wegen Überlaufen der Wechselmarke)
Kleine Olympische Staffel (200 m, 50 m, 50 m, 100 m)
1. Deutschland (1. Mannschaft) 53,5 – 2. Finnland 55,5 – 3. Deutschland (2. Mannschaft) 57,4
Speerwerfen (600 g)
1. Olga Drivin (Lettland) 33,28 – 2. Jääskeläinen (Finnland) 32,91
Diskuswerfen (1 kg)
1. F. Vodickova (Tschechoslowakei/DTJ) 20,39 – 2. Olga Drivia (Lettland) 20,17 – 3. Babette Kehrt (VFT Ludwigshafen) 20,16
Schleuderball
1. Lang (Nürnberg) 34,80 – 2. J. Sulova (Tschechoslowakei/DTJ) 33,14 – 3. A. Mauleova (Tschechoslowakei/DTJ) 33,12
Kugelstoßen (5 kg)
1. Olga Drivin (Lettland) 8,07 – 2. Mattila (Finnland) 7,79 kg – 3. S. Virtanen (Finnland) 7,78
Hochsprung mit Anlauf
1. Beul (Berlin), Erika Haase (Magdeburg) 1,39 – 2. Erna Koch, Gudrun Sarnes (beide TV Fichte Magdeburg-Sudenburg Abt. Frohsinn), Kauschke (Berlin) 1,29 – 3. T. Vonier (Schweiz) 1,26
Weitsprung mit Anlauf
1. Lusie Raub (Berlin) 4,96 – 2. S. Virtanen (Finnland) 4,93 – 3. Eugenie Suderson (Lettland) 4,66
Dreikampf (Speerwerfen, 100-m-Lauf, Hochsprung)
1. Jääskeläinen (Finnland) 284 Punkte – 2. Anna Babette Hochholzer (FT Nürnberg-Süd) 268 – 3. Eugenie Suderson (Lettland) 261
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1) Die Rekord-Entwicklung über 10×100 Meter der Damen zeigt, dass 51,3 sec 1925 tatsächlich Weltrekord auch über den Arbeitersport hinaus bedeuteten.
Quellen:
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