Notizen

 

Sportvereine und Geschlechtskrankheiten

Unsere Sportvereine, denen bei der Wiedergenesung des deutschen Volkes wohl die führende Rolle für lange Jahre zukommt, können und müssen auch in der Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, die jetzt nach dem langen, für uns so unheilvoll ausgegangenen Krieg unsere Volksgesundheit weiter untergraben und vernichten, eine hervorragende Rolle spielen.
Dass jede Geschlechtskrankheit Ausbildung und Ausübung des Sportes hindert und unmöglich macht, wiß jeder Sportkundige. Und so hat jeder Sportleiter und Sportleher Recht und Pflicht, die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten zu seinen Aufgaben zu zählen. In regelmäßig wiederholten Vorträgen, zu denen sichg an jedem Ort gern Ärzte finden werden, die entsprechendes Bild- und Filmaterial leicht erhalten können, ist auf die Gefahren der Geschlechtskrankheiten speziell für Sportjünger hinzuweisen.
Bei der Aufnahme in jeden Sportverein muss dem sich Meldenden ein Merkblatt über die Geschlechtskrankheiten übergeben werden, dass er bei einer derartigen Krankheit einem dazu bestimmten Mitglied des Vorstandes Meldung zu machen hat. Dieses natürlich zum vollständigen Schweigen verpflichtet, hat darüber zu wachen, dass der Erkrankte sich sofort in ärztliche Behandlung begiebt und bleibt, bis ihn der Arzt für gesund und nicht mehr ansteckungsfähig erklärt.
Durch gemeinsame Waschegräte, Handtücher, Trinkgefäße usw. können Tripper wie Syphillis leicht genug verbreitet werden. Der Tripper verseucht die Badebassins und kann zu der sogenannten Augengenorrhoe führen. Es kann meiner Ansicht nach auch nicht so schwer sein, durch entsprechende Belehrung von den jüngeren Mitgliedern vollkommene Keuschheit zu verlangen und zu erreichen. Man braucht ihnen oft nur klar zu machen, dass Enthaltung von Alkohol und Geschlechtsverkehr ein viel größeres Maß von männlicher Selbstbeherrschung darstellt, als das törichte Mitmachen mit willensschwachen und verderbten Jugendgenossen. 
Dr. Franz Kirchberg, Dozent an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen Berlin, in der Freien Sport-Woche vom 17. August 1921

 

Ein Fußballspiel zugunsten der Altershilfe

Die Fußballgruppe Groß-Hamburg veranstaltete am 26. November Fußballspiele zugunsten der Altershilfe, die trotz sehr ungünstigem Wetter einen Gesamtüberschuß von 38.000 Mk. erbrachten.

Festzustellen war freilich auch an diesem Tage, daß Tausende von organisierten Arbeitern und Angestellten zu den bürgerlichen Spielen als Zuschauer liefen, obwohl in den Hamburger Arbeiterzeitungen entsprechende Hinweise über den Verwendungszweck des zu erzielenden Ueberschusses veröffentlicht waren. Wenn man weiß, daß in der heutigen schweren wirtschaftlichen Not besonders die Alten und Hilfebedürftigen unsagbar leiden müssen, dann ist die Tat unserer Hamburger Arbeitersportler sehr hoch einzuschätzen und zur Nachahmung zu empfehlen. Sehr wohltuend sticht diese Tat auch ab von den bürgerlichen Sportkreisen, die Wohltätigkeistspiele zum Zwecke der Errichtung von Heldengedächtnishallen veranstalten. Ganz sicher wird auch hierbei die Verherrlichung des Krieges als Hauptzweck verfolgt. Mögen sich die alten Eltern, denen der Krieg den einzigen Ernährer raubte, an der Heldenverehrung satt freuen.

A. R. in Nordsport, 17. Februar 1930

 

Aufruf zur Oppau-Spende!

Die Arbeitersport-Vereine in Oppa, Frankenthal und Edigkheim haben durch die Explosionskatastrophe zu Oppa schweren Schaden erlitten. Neben 26 Toten und zahlreichen Verwundeten beklagen sie den Verlust aller Geräte und Vereinsutensilien. Die Kreisvertreterkonferenz hat beschlossen, dass der Bundesvorstand für die Beschafung neuer Geräte den drei Vereinen 15.000 Mark zur Verfügung stellt und richtet an die Vereine unseres Bundes die dringende Bitte, den so schwer in Not gekommenen Turngenossen helfend zur Seite zu stehen. Trage jeder sein Scherflein zur Linderung der Not mit bei. Wir bitten Geldbeträge mit dem Vermerk „Oppa-Spende“ an die Bundeskasse einzusenden; die Verteilung der eingegangenen Gelder geschieht nach Maßgabe der entstandenen Schäden durch eine vom Vorstand des 10. Kreises einzusetzende Kommission. Der Bundesvorstand.

Rasenspiele – Wochenschrift des 4. Kreises im Arbeiter-Turn- und Sportbund, 23. Dezember 1921

 

Schiedsrichter-Erlebnisse bei SV Teutonia Oschersleben – Askania Halberstadt 0:2, 28. Oktober 1922

Bis zur Halbzeit wurde das Spiel in den erlaubten Grenzen gehalten und es fielen erst nach dem 1. Tor einige nichtberechtigte Vorwürfe an den Schiedsrichter. Das Spiel, welches durch eine schärfere und rohe Weise von Seiten Teutonias weiter geführt wurde, fand seinen Höhepunkt durch die zweite Tornierderlage. Der gute und korrekte Schiedsrichter Lembeck wurde durch ganz gemeine und niederträchtige Redensarten von dem Publikum und den Oschersleber Spielern derart beleidgt dass es einem Arbeitersportler unwürdig ist, solche Ausdrücke zu gebrauchen. Von der Zuschauermenge wurde sogar mit Stöcken geworfen. Nur den gelassenen und ruhigen Charakter des Genossen Lembeck war es zu verdanken, dass das Spiel bis zum Ende ausgetragen wurde.

Was für Disziplin in der Teutonia-Mannschaft vorhanden ist, beweist das Herausgehen eines Spielers ohne etwas zu sagen und dann nach 20 Minuten wieder mitzuspielen. Eins steht fest: Hätte der Schiedsrichter den Mann nicht weiterspielen lassen, würde Genosse Lembeck schlagende Verweise von den Zuschauern erhalten ahben. Wie niedrig verschiedene Spieler von Teutonia gesunken sind, beweisen die gegen Askania gebrauchten Ausdrücke wie: „Du willst wohl auch einen Knochenbruch haben“ usw.

Wie tief sind wir als Arbeitersportler gesunken, wenn sich solche Spieler als Sportgenossen bezeichnen. Der Bezirksvorstand wird sich eingehend mit dieser Angelegenheit befassen und die schärfsten Maßregeln ergreifen, um solche Leute aus dem Arbeitersport zu entfernen, damit unsere Turn- und Sportbewegung von solchen Elementen gereinigt wird.

Der Fußballspieler – Organ des 2. Kreises im ATSB, 1. November 1922

 

Das Telefon

In seiner neuesten Aufmachung hat das Telefon in den letzten Wochen allgemein Aufsehen erregt. Das Telefon ohne Draht, da Konzerte von Königs Wusterhausen bei Berlin bis nach München übermittelt hat, kann mit Rehct eine epochemachende Erfindung genannt werden. Auch für den sportlichen Betrieb hat das Telefon eine bsondere Bedeutung. Die Tagespresse nimmt im Gegensatz zu früher Notiz von sportlichen Großereignissen. Das Teelfon ist das Hilfsmittel, um der Sportzentrale die Möglichkeit zu geben, die Presse schnell zu unterrichten.

Man hat auch in verschiednenen Großstädten schon Sportzentralen zur Entgegennahme der Spielresultate eingerichtet und da sitzen die Sportgenossen Sonntag für Sonntag in den freien Abendstunden und harren der Dinge. Sie warten aber vielfach vergebens. Die Quasselstrippe rührt sich nicht – weil nicht gequasselt wird? Oh nein. Auf dem Wege vom Sportplatz und am Biertisch wird nach dem Spiel genug gequasselt; jeder will der Held des Tages gewesen sein, und in der Ausdauer solcher sportlichen Diskussionen ist man wirklich auf der Höhe! Aber an das Telefon zu springen und der Sportzentrale kurz und bündig das Resultat mitzuteilen, das fällt niemandem ein. Das Teelfon scheint manchmal wirklich ein unbekanntes Verkehrsmittel zu sein und im sonst sich splendid zeigenden Fußballsport scheint die Ausgabe von einigen Pfennigen für ein Gespräch manchmal eine Rolle zu spielen. Das muss anders werden. Erst großes Geschrei wegen nicht genügender Berücksichtigung durch die Arbeiterpresse, und hinterher ist man zu schlapp, um sportliche Energie an den Tag zu legen. Nach den Funktionären in der Sportzentrale fragt man nicht, die können ja ihr Geld dort verzehren, wo sie geduldig auf das Anklingeln warten. Ihnen aber die Lust zu ihrem aufopferungsvollen Amt zu erhalten und die sportliche Benachrichtigung auf die Höhe zu bringen, die von allen gewünscht wird, das ist Pflicht aller, die dazu verpflichtet sind. Einer von den 22 Mann wird das Kunststück doch fertig bringen?M Also ran an die Quasselstrippe!

Freie Sportwoche, 18. Mai 1921

 

Rundfunk und Sport

Ein sehr geeignetes Mittel, die breite Volksmasse für den Sport zu begeistern, ist der Rundfunk. Der Anfang ist ja schon gemacht, indem die Sendestelle Sonntag abends kurze Sportberichte ausgibt, die aber nur die nackten Resultate ausdrücken. Da aber der Wert des Sports, der für unsere Jugend die Stelle der Wehrpflicht ersetzen soll, so hoch ist, so kann gar nicht genug Propaganda dafür gemacht werden.

Es müsste in jeder Stadt, in der größere Sportveranstaltungen sind, eine Sammelstelle sein, in der Berichtersatter kurz, aber die Hauptsache einer Veranstaltung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt bekanntgeben, und diese Stelle meldet der Sendestelle. Ein Fußballspiel z. B. Kann folgendermaßen berichtet werden: Bayern München gegen 1. FC Nürnberg 2:2, Halbzeit 0:0, Ecken 6:4. Verteidigung beider Vereine gut, Sturm beiderseits wenig schussfreudig, Spieler X vom 1. FCN verletzt, Schiedsrichter Müller gut, schlechte Platzverhältnisse.

Da ja doch nur übe rgroße Veranstaltungen berichtet wird, so wird dem Vergnügungsteil des Rundfunkprogramms nicht allzuviel Zeit weggenommen. Franz Snidew, Nürnberg

Deutsche Fußball-Zeitung, 28. November 1924

 

Fußball in der Wochenschau

Ein Streit zwischen der englischen FA und den Filmgesellschaften, welche Aktualitäten auf der Leinwand verbreiten, hat schon im vorigen Jahr dahin geführt, dass das größte Fußballereignis des Jahres, das Cup Final, in keiner Wochenschau in England und somit auch nicht im Ausland gezeigt werden darf, und so wird es wohl auch in diesem Jahre ein.

Als vor 12 Jahren mit der kinematographischen Berichterstattung beghonnen wurde, bezahlte jede von drei Gesellschaften 10 Pfund Sterling dafür. Die Forderung der FA stoieg mit jedem Jahr, und 1923 bezahlte das Topical Budget 850 Pfd. St. für das ausschließliche Recht.

Die British National Film League führte im vorigen Jahr ein Einverständnis zwischen den drei in Betracht kommenden Gesellschaften herbei, wonach diese der FA 400 Pfd. ST. boten. Dies wurde in diesem, wie schon im vorigen Jahr, wieder abgelehnt, und so bleibt wahrscheinlich der große Wettkampf wieder unverfilmt.

Fußball, 17. März 1925

 

Fußball auf Film

Die Frage des Werbens neuer Fußballanhänger ist aktueller denn je. Im weiten Deutschland existieren Tausende von Filmtheatern, und die sind allabendlich gefüllt. Den Mengen der Zuschauer Wesen und Begriff eines Fußballspieles klarzumachen gibt es mehrere Wege. Die Wochenschau und den Beiprogrammfilm, vom Spielfilm vorläufig ganz abgesehen. Die Wochenschau – eine filmische Übersicht der wichtigsten Ereignisse im In- und Ausland – könnte ruhig einige 20 bis 30 Meter hin und wieder dem Fußballsport zur Verfügung stellen. Wichtige Punktspiele, Meisterschaftstreffen, Städte- und Länderkämpfe mit ihren imponierenden Zuschauermengen wirden ihre werbende Kraft auf das Kinopublikum nicht verleugnen. Der Leiter einer Wochenschau sollte es ruhig einmal wagen, Bilder unseres Sports zu bringen. Der Dank der Fußballanhänger wäre ihm gewiss und ebenso der Dank der verantwortlichen Fußballführer, Regiseure, die mit Leib und Seele am Sport hängen, gibt es sehr viele, und geschickte Regisseure ebenfalls.

Wesentich mehr könnten natürlich Beiprogrammfilme bringen. Filme von 3-400 Metern Länge, die bekanntlich vor dem Hauptspielfilm des Abends laufen und die sicher nicht nur von den Sportenthuisiasten, sondern auch vm breiten Publikum gern gesehen werden, schon allein, weil sie etwas anderes, weniger oft Gezeigtes bringen.

Die UfA beabsichtigt, unter der Regie eines ehemaligen bekannten Fußballtrainers einen entsprechenden belehrenden und propagandistischen Film herauszubringen. Das technische Manuskript verfasste der Lehrer des DFB und der Deutschen Hochschule für Leibesübungen, Otto Nerz, welcher auch der technische Berater der reinen Fußballaufnahmen sein wird.

Fußball-Woche, 25. Januar 1926

 

 

 

 

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© Christian Wolter

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