Widerstand im Arbeitersport

 

Die Geschichte des Arbeitersports in Deutschland endete kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Das Ende der kommunistischen Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit kam mit dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933. Zahlreiche KPD-Funktionäre wurden noch in der Nacht verhaftet, darunter auch hochrangige KG-Funktionäre wie der Reichsleiter Ernst Grube. Am 28. Februar wurde das Berliner Karl-Liebknecht-Haus polizeilich geschlossen, damit auch das Leitungsbüro der KG, sowie die Konten der kommunistischen Organisationen gesperrt. Die noch bestehenden KG-Vereine erhielten keine öffentlichen Sportplätze und -hallen mehr. Viele von ihnen lösten sich daher bereits im März selbst auf. 

Die Kampfgemeinschaft umfasste zuletzt, je nach Quelle und Zählweise, 150.000 bis 268.000 Sportler. Nach dem Sieg der NSDAP bei der Reichstagswahl am 5. März reichten die Landesregierungen bis Mai die offiziellen KG-Verbote nach. Die Enteignungen wurden durch das Gesetz über die Einziehung kommunistischen Vermögens vom 26. Mai 1933 nachträglich legalisiert.

 

Berliner Fichte-Sportler bei einer Kundgebung im Sommer 1932

 

Am 25. März 1933 besetzten SA-Einheiten in der Leipziger Fichtestraße die ATSB-Geschäftsstelle, den Arbeiter-Turnverlag und die Bundesschule. Der ATSB war dadurch nicht mehr betriebsfähig. Er informierte seine Vereine per Rundschreiben, bemühte sich zwecks Weiterexistenz um Verhandlungen mit den zuständigen Stellen und versicherte dabei seine Bereitschaft zur unpolitischen Mitarbeit am neuen Staat. Dessen ungeachtet erklärte am 28. April 1933 das sächsische Innenministerium den ATSB für verboten. Die Zentralkommission für Arbeitersport und Körperpflege als Dachverband aller SPD-nahen Arbeitersportverbände (von denen der ATSB mit über 1 Mio. Mitgliedern der größte war) beschloss am 12. Mai ihre Selbstauflösung und forderte die Unterverbände auf, die Anordnungen des Reichssport-Kommissars von Tschammer und Osten zu befolgen.

Die einzelnen Arbeitersportvereine verhielten sich in dieser Situation unterschiedlich. Einige, wie der größte von ihnen, der ASV Fichte Berlin, lösten sich selbst aufund kamen so dem Verbot durch die Nazis zuvor. Andere wurden mit der Zerschlagung von KG und ATSB verboten. Einigen gelang es auch, im NS-Staat als gleichgeschaltet weiter zu existieren. Andere wieder schlossen sich benachbarten unpolitischen Sportclubs an oder gründeten sich in den kommenden Monaten und Jahren neu. Unter ihren Klarnamen formierten sich viele Vereine nach 1945 neu. Die meisten aber erloschen 1933 für immer. 

Trotzdem existieren heute über 660 DFB-Vereine, die aus der Arbeitersportbewegung stammen. Ein Teil von ihnen ist sich dieser Tradition sehr bewusst und trägt noch die alten Namen, Farben und Embleme. Andere sind inzwischen umbenannt oder bis zur Unkenntlichkeit fusioniert. 

 

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© Christian Wolter

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