Freie Turnerschaft Rönnebeck-Farge

 

Rönnebeck und Farge liegen im Norden von Bremen. Beides sind Ortsteile von Blumenthal, das bis 1939 preußisch war und dann nach Bremen eingemeindet wurde. 1880 gründete sich in Neurönnebeck ein Turnverein und schloss sich der Deutschen Turnerschaft an. Den Fußball führten hier die Arbeitersportler ein.

Die 1909 gegründete Freie Turnerschaft beteiligte sich ab 1927 an der Bremer Meisterschaft der Arbeiterfußballer. Sie begann in der C-Liga und in rot-schwarzer Kluft. Die Namen der Fußball-Pioniere von Rönnebeck-Farge sind überliefert: Albert Kusber, Otto Riefenberg, Robert Wilde, Paul Nickel, Alex Salot, Spiering, Franz Dombeck, Wilhelm Brosch, Konrad Schönberger und Sowinski. Über den Tormann berichtet die Vereinschronik: „Im Tor stand immer Paul Maternowski, er war unvergleichlich gut!

 

 

Später stieg die Mannschaft in die B-Klasse auf und erreichte 1931 die oberste Bremer Spielklasse. Neu hinzu kamen Günter Schmidt, J. Kröger, Heinrich Strahl und Paul Marciniak, der auch die Trainingsleitung übernahm. In der 2. Mannschaft spielte Karl Saarstadt, nach dem Krieg Ehrenmitglied des Nachfolge-Vereins. "Die Rönnebecker waren im weiten Umkreis sehr gefürchtet, es kamen immer sehr viele Zuschauer, oft 200 bis 300. Als Eintritt zahlte man 30 Pfennig.“

 

 

Hier die 1. Mannschaft von 1932 vor dem vom Verein selbst errichteten Umkleidehaus, vielleicht zum Saisonauftakt. Denn die Trikots mit den ATSB-Embleme sehen noch ganz neu aus. Vermutlich bezogen über den Katalog des Arbeiter-Turnverlages, der auf dem Gelände des Arbeiter-Turn- und Sportbundes in der Leipziger Fichte-Straße residierte. Die Spielfarben waren nun Rot-Weiß. 

 

 

1932 gab es im Verein auch eine Handball-Abteilung in der Freien Turnerschaft mit Otto Rohmann als Torhüter (vorne) und Mittelstürmer Diedrich Haake (hinten). Den Sportplatz hatten die Mitglieder der Freien Turnerschaft selbst und fast schuldenfrei angelegt. 

 

 

Nach längerer Pause aufgrund der politischen Ereignisse empfing man am 3. Juli 1933 eine Mannschaft aus Marßel, heute ebenfalls ein Bremer Ortsteil. Rönnebeck-Farge gewann 6:3. Am nächsten Tag kam das Vereinsverbot. Doch immerhin ein halbes Jahr seit Beginn der Nazidiktaur hatte die Freie Turnerschaft noch einmal die Fahne des Arbeitersports hochgehalten und war mit einem Sieg abgetreten.

In den nächsten Wochen traten fast alle der 90 Mitglieder samt Vereinsplatz zum Neurönnebecker Turnverein über. Der NTV gehörte nach wie vor der Deutschen Turnerschaft an, war also nicht dem DFB angeschlossen. So bestritt man zunächst nur Freundschaftsspiele. Einige Spieler mussten dann zum Arbeitsdienst, andere wanderten ab, weil sie woanders Arbeit fanden. So ging langsam der Fußballsport in Rönnebeck zuende.

Nach dem Krieg lebte der Fußball im Neurönnebecker TV wieder auf. Im März 2020 zog er sich dann aus dem DFB-Spielbetrieb zurück. Bleibt zu hoffen, dass die einst von Arbeitersportlern gesteckte Wurzel noch einmal ausschlägt.

 

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Bilder und Informationen: Jürgen Anders, Blumenthaler SV

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© Christian Wolter

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