Von allen Briefmarken-Jahrgängen der Deutschen Post der DDR fiel der 1963er am sportlastigsten aus. 22 aller 279 DDR-Briefmarken mit Sportbezug erschienen in jenem Jahr, im darauf folgenden olympischen Jahr 1964 waren es dagegen nur 12.
Aus den sportlichen Emissionen von 1963 hervor ragen die beiden Sätze für die „Erhaltung der Nationalen Mahn- und Gedenkstätten“ mit Arbeitersportlern auf Zuschlagmarken. Die Zuschläge kamen dem Erhalt antifaschistischer Gedenkstätten in der DDR zugute.
Der erste Satz erschien am 27. Mai, der zweite am 24. September, jeweils mit fünf Marken als Zusammendrucke mit Zierfeld rechts und Zähnung 14 (auf 2 cm), Ersttags-Briefen und Sonderstempeln. Die Entwürfe besorgte Gerhard Stauf, die Umsetzung als Stahlstiche Oswin Volkamer und Sachs. Druckverfahren war der recht aufwändige Kombidruck Stichtiefdruck/Rastertiefdruck, Wasserzeichen die Nr. 3, eine Kreuzblume in einem Rahmen aus viermal dem Kürzel „DDR“.
Die Gültigkeit der Marken endete bereits am 31. März 1964, erst ab 1964 behielten alle DDR-Briefmarken ihre Frankierfähigkeit bis zum 2. Oktober 1990, dem Vortag der Wiedervereinigung.
Walter Bohne (9. Januar 1903 Burg bei Magdeburg – 5. Januar 1944 in Hamburg-Harvestehude)
Ausgabetag: 27. Mai 1963, 5 + 5 Pf., Auflage: 2.500.000, Entwurf: Gerhard Stauf, gestochen von Sachs
Der gelernte Schiffbauer war als Leichtathlet und Feldhandballer aktiv, so beim ATSB-Verein SC Lorbeer 06 aus dem Hamburger Hafenarbeiter-Viertel Rothenburgsort, bekannt als Fußball-Bundesmeister 1929 und 1931.
Vor allem aber war Bohne seit 1921 Mitglied der KPD und Sportfunktionär. Als er die Begegnung einer Lorbeer-Mannschaft mit kommunistischen Rotsportlern organisierte, schloss ihn sein Verein aus. Daraufhin gründete sich der „oppositionelle“ FSV Lorbeer 1932, in dem auch ATSB- Auswahlspieler August Postler (1934 in Gestapo-Haft umgekommen) mitwirkte.
Walter Bohne war zeitweise „Rotsport“-Landesleiter Wasserkante und auch für die Zeitschrift „Roter Nordsport“ („10 Pfg., überall zu haben“) mitverantwortlich. Nach dem Verbot 1933 durch die Nazis arbeitete auch „Rotsport“ weiter. Vom Strafsenat des Hanseatischen Oberlandesgericht wurde Bohne 1934 zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt.
Wieder in Freiheit und wohnhaft im Arbeiterviertel auf der Veddel, schloss er sich der bedeutenden Hamburger Widerstandsgruppe Bästlein-Jacob-Abshagen (BJA) an, in der er als Leiter der „Industriegruppe Werften“ fungierte. Im Herbst 1942 wurde Bohne erneut verhaftet. Im Verhör der Gestapo äußerte er: „Ich war mir darüber klar gewesen, dass ich mich der Vorbereitung zum Hochverrat schuldig machte (…) Ich machte die politische Tätigkeit, weil ich mich mit der heutigen Staatsform nicht einverstanden erklärte und ihr auf Grund meiner kommunistischen Einstellung feindlich gegenüber stehe.“
Nach den Bombenangriffen auf Hamburg („Operation Gomorrha“) im Sommer 1943 ließ Generalstaatsanwalt Dr. Erich Drescher 56 politische Gefangene der BJA-Gruppe vorübergehend für Aufräumarbeiten frei, wobei Bohne, Ehefrau Anna-Maria („Änne“, 1914-2008) und andere untertauchten. Es gab Genossinnen und Genossen, die die Flüchtigen versteckten, mit Lebensmittelkarten, gefälschten Ausweisen und Kleidung versorgten. Weshalb sie später ermordet und inhaftiert wurden. Im Quartier bei Johanna („Hanna“) Marquardt soll Walter Bohne noch die antifaschistische Flugschrift „Lieber Freund“ verfasst haben.
Der frühere Arbeitersportler hatte sich in der Illegalität bewaffnet. Am 5. Januar 1944 geriet er, nachdem sein Genosse Hans Hornberger bereits verhaftet worden war, am vorgesehenen Treffpunkt Klosterstern in Hamburg-Harvestehude in einen Gestapo-Hinterhalt. Ob er bei dem Feuergefecht zwei seiner Verfolger schwer verletzte, ist unbekannt.
Der Hamburger Generalstaatsanwalt teilte am 12. Februar 1944 dem Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof Potsdam mit, „dass der Angeklagte Walter Bohne (…) da er Widerstand leistete, erschossen worden ist.“
Sein Mörder, der Kriminalsekretär Harry Helms (1902-1995), wurde 1949 zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt, jedoch Ende 1953 vorzeitig aus der Haft entlassen. Er schied mit einer Abfindung aus dem Beamtendienst aus. In seinem Geburtsort Halstenbek, Kreis Pinneberg, betrieb er eine Gärtnerei und einen Blumengroßhandel.
Der ehemalige Kommunist Alfons Pannek, nach zwei Suizidversuchen durch Folter und Erpressung zu Spitzel-Diensten für die Gestapo gezwungen, die den Tod zahlreicher Hamburger Widerstandskämpfer zur Folge hatte, wurde 1949 mit 16 Jahren Zuchthaus bestraft.
1951 stellte das Landgericht Hamburg in der Wiederaufnahme den Prozess ein: Denn Pannek habe „strafbare Handlungen zur Anzeige gebracht und bei der Wiederergreifung entflohener Häftlinge mitgewirkt.“
Ehrungen:
Stolperstein Klosterstern 5, Hamburg-Harvestehude
Gedenktafel in der „Gedenkstätte der Sozialisten“, Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde
Werner Seelenbinder (2. August 1904 in Stettin – 24. Oktober 1944 in Brandenburg-Görden)
Ausgabetag: 27. Mai 1963, 10 + 5 Pf., Auflage: 3.000.000 Mio. Stück, Entwurf: Gerhard Stauf, gestochen von Oswin Volkamer
Nach dem KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann aus Hamburg, der 1944 im KZ Buchenwald ermordet wurde, dürfte der ehemalige Arbeitersportler und Weltklasse-Ringer Werner Seelenbinder aus Berlin der zumindest in der DDR bekannteste und populärste Antifaschist gewesen sein.
Der tadellose Sportsmann kam aus dem Arbeiter-Athleten-Bund (1917 Arbeiter-Athletenklub Eiche Friedrichshain, um 1920 SC Berolina 03 Neukölln, letzterer Verein besteht heute wieder). 1925 errang der Berliner den ersten Platz bei der I. Arbeitersport-Olympiade in Frankfurt/Main. Als einziger Deutscher kehrte er 1928 von der 1. Allunions-Spartakiade der UdSSR in Moskau als Sieger zurück (griechisch-römischer Stil im Halbschwergewicht).
Im selben Jahr wurde er Mitglied der KPD. 1933, nach dem Verbot des Arbeiter-Athleten-Bund (dessen Geschichte bedauerlicherweise noch nicht aufgearbeitet ist) setzte Seelenbinder seine Laufbahn im bürgerlichen Verein Sportvereinigung Ost in Berlin fort. Von 1933 bis 1941 gewann er sechsmal den Titel in seiner Gewichtsklasse, wurde allerdings inhaftiert, weil er bei einer Siegerehrung den Hitler-Gruß verweigert hatte, und vermutlich 16 Monate für Wettkämpfe gesperrt.
Seelenbinder kehrte danach zurück auf die Matte. Ob ihn die verbotene KPD dorthin beorderte, aufgrund seines Status als Spitzensportler und wegen internationaler Kontakte, ist ungewiss. Der ehemalige Arbeitersportler erreichte als Olympiateilnehmer 1936 in Berlin den vierten Rang, er war Dritter den Europameisterschaften 1937 und 1938.
Als der Ringer-Meister, beruflich zuletzt Schweißer in Berlin-Mariendorf, einen verfolgten Genossen unterbrachte und deshalb verraten wurde, nahm die Gestapo ihn am 4. Februar 1942 fest. Nach zweieinhalb Jahren Haft und Folter wurde Werner Seelenbinder am 24. Oktober 1944 im Zuchthaus Brandenburg geköpft. Die gleichgeschaltete Presse hatte lange vorher berichtet: „Der Altmeister hat sich auf sein verdientes Altenteil zurückgezogen.“
Zu seiner Biografie gibt es zeitweise immer wieder Einwände, in der DDR-Geschichtsschreibung hätte man seinen Abschiedsbrief u. a. uminterpretiert. Dies ist eine Vermutung, denn eine grundlegende wissenschaftliche Arbeit steht nach wie vor aus. Festzuhalten bleibt: Werner Seelenbinder war Arbeitersportler, Antifaschist und als solcher ein Opfer des Faschismus.
Seelenbinder war in der DDR sehr populär, in der Bundesrepublik Deutschland nahezu unbekannt. Der nachfolgende Überblick mag belegen, wie sich Gedenken auch in den „alten" Bundesländern veränderte.
Gedenkstätten in der DDR:
Die am 27. Mai 1950 eingeweihte Werner-Seelenbinder-Halle (Fassungsvermögen ca. 10.000) im Prenzlauer Berg, war eine der bedeutendsten Sportstätten der DDR. In ihrer Vorhalle befand sich eine Büste des Namensgebers. Unbekannt, wo sie verblieben ist.
Die Zeitung „Neues Deutschland“ berichtete zum Abriss zugunsten des „Velodrom“ und der Schwimmhalle des „Europasportpark“ am 18. Januar 1993: „Das ist der Lauf der Dinge: Altes hat ausgedient, wird durch Neues und Besseres ersetzt.“ Dieselbe Zeitung hatte am 27. Februar 1992 eine Passanten-Umfragen publiziert: „Wer ist denn dieser Seelenbinder? Keine Ahnung, sicher einer von den SED-Bonzen.“
Seit 1956 befindet sich eine Gedenktafel am Wohnhaus Glatzer Straße 6 in Berlin-Friedrichshain. Es gab in der DDR zahllose Benennungen nach dem Ringer-Meister: Schulen, Sportschulen, Jugendherbergen, Straßen, Plätze u.s.w. Den „Bildersturm“ nach 1989 haben einige Erinnerungs-Orte überlebt. So trägt nach wie vor der Werner-Seelenbinder-Glockenturm am früheren Leipziger Zentralstadion (jetzt „Red Bull-Arena“) seinen Namen. Weil sich der Turm nahe dem Stadion-Sektor B der Unterstützer von „Rasenballsport Leipzig“ befindet, gibt es seit 2017 auch ein Fanzine namens „Der Seelenbinder“.
Eine „Verlustliste“ könnte nun ausführlich folgen. Nennen wir hier nur das Werner-Seelenbinder-Stadion in Magdeburg (Abriss 2000). Seelenbinder-Stadien bzw. -Sportplätze im Beitrittsgebiet gibt es aber noch in Mecklenburg-Vorpommern (Anklam), Thüringen (Hermsdorf, Jena), Brandenburg (Luckenwalde, Brandenburg), Sachsen-Anhalt (Salzwedel), Sachsen (Frohburg). Und eine Werner-Seelenbinder-Halle in Bad Salzungen.
Das Frachtschiff MS "Werner Seelenbinder“, 1963 vom VEB Warnowwerft Warnemünde gebaut, fiel bereits zu DDR-Zeiten der Verschrottung in Dänemark anheim. 2015 wurde im Cottbuser "Stadion der Freundschaft" die bronzene Seelenbinder-Büste aus den 1960er Jahren gestohlen.
Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin vor 1989:
Mit einer eindrucksvollen Großkundgebung wurde am 29. Juli 1945 das Stadion in Berlin-Neukölln in Werner-Seelenbinder-Kampfbahn umbenannt. Im Kalten Krieg, wohl während der Luftbrücke 1948/49, entfiel der Name im offiziellen West-Berliner Gebrauch. Die ostdeutschen Medien behielten ihn bei Sportmeldungen aus dem damals noch frei zugänglichen West-Berlin demonstrativ bei.
Das Grab von Seelenbinder im Stadion (Inschrift u. a.: „Dem Gedenken der deutschen Sportler die im Kampf gegen Faschismus und Krieg ihr Leben ließen“), durfte bis in die 1960er Jahre nur zweimal im Jahr, am Geburts- und am Todestag, besucht werden! Ehrten DDR-Delegationen den Widerstandskämpfer vor Ort, so orderte die Westberliner Polizei "Zivis" ab, um die Texte auf den Kranz-Schleifen zu notieren.
Im Münchener Olympia-Park existiert seit 1972 der Werner-Seelenbinder-Weg,
Nach 1989:
1992 wurde eine Gedenktafel an der früheren Sporthalle des SC Berolina in der Thomasstraße 39-40 in Berlin-Neukölln angebracht. Am 24. Oktober 2004 wurde das Neuköllner Stadion in Werner-Seelenbinder-Sportpark benannt und 2008 Seelenbinders Aufnahme in die „Hall of Fame des deutschen Sports“ beschlossen.
Von 2018 ist der Nachguss der Gedenktafel am Amtsgericht Berlin-Köpenick. Das Original wurde 2003 entwendet – ob von Neonazis oder Metalldieben, wissen wir nicht. Die Gedenktafel am Glockenturm in Leipzig ist seit 2019 wieder angebracht.
Literatur:
Walter Radetz: "Der Stärkere", Berlin (DDR) 1961 (Erstausgabe)
Friedel Schirm: "33 Monate", Berlin (DDR) 1984
James Mc Neish: "Seelenbinder the Olympian who defied Hitler", Wellington (Neuseeland) 2016
Filme:
„Einer von uns“, DEFA-Spielfilm von 1960, angelehnt an Seelenbinders Biografie, der populäre Schauspieler Günther Simon (1925-1972) als „Richard Bertram“ übte sich vor den Dreharbeiten eigens in der Kunst des Ringkampfs.
„Werner Seelenbinder, el luchador que venció al nazismoy al olvido“, spanischer Comic-Film, 11 Min.
Grab:
Oderstraße 182 auf dem Gelände des Werner-Seelenbinder-Sportparks in Berlin-Neukölln
Albert Richter (14. Oktober 1912 in Köln-Ehrenfeld – 2. Januar 1940 Lörrach (Südbaden)
Ausgabetag: 27. Mai 1963, 15 + 5 Pf.,Auflage: 2.500.000, Entwurf: Gerhard Stauf, gestochen von Sachs
„Teddy“ Richter war Radsportler, erst beim RSC Arminius in Köln, für den er 1932 in Rom Sprint-Weltmeister der Amateure wurde, ab Oktober desselben Jahres als Profi mit dem jüdischen Trainer und Manager Ernst Berliner (1891–1977). Siebenmal wurde er Deutscher Meister im Bahnsprint, 1935 auch Vizeweltmeister.
Da Albert Richter überwiegend im Ausland startete, vor allem im Bahnrad-Zentrum Paris, war er polyglott, lehnte sowohl die NS-Diktatur wie auch den 1939 begonnenen Krieg ab. Auf dem Trikot trug er den Reichsadler, nicht das Hakenkreuz. Bei der WM 1934 in Leipzig verweigerte der frankophile Sportsmann den Hitler-Gruß.
Vermutlich durch Verrat wurde er Silvester 1939 auf dem Weg zu einem Rennen in der Schweiz am Grenzübergang Weil am Rhein durch die Geheime Staatspolizei verhaftet: Verborgen in einem Radreifen, wollte er einem Kölner jüdischen Emigranten 12.700 Reichsmark überbringen, was als Devisenschmuggel galt. In der Nacht von 2. auf 3. Januar 1940 wurde der Kölner im Gefängnis Lörrach zu Tode gefoltert.
Die offizielle Todesursache lautete „Selbstmord durch Erhängen“. Die Zeitschrift „Der Deutsche Radfahrer“ des Deutschen Radfahrer-Verbandes bemerkte dazu: „Sein Name ist für alle Zeiten in unseren Reihen gelöscht“ (Ausgabe vom 10. Januar 1940). Später verbreiteten die Machthaber die Lüge, Albert Richter sei „beim Skilauf tödlich verunglückt“.
Im Juli 1947 wurde ein Gedächtnisrennen für Richter auf der Radrennbahn Köln-Riehl veranstaltet, ebenso im Oktober desselben Jahres auf der Radrennbahn in Berlin-Neukölln. 1951 folgte das Gedenkrennen in Schwerin.
Danach geriet der Ex-Weltmeister in Vergessenheit, bis ein Korrespondent des SED-Zentralorgans „Neues Deutschland“ seine Eltern, deren zwei weitere Söhne im Krieg umgekommen waren, in der Lindenstraße 36 in Köln besuchte. Am 14. Januar 1960 teilte das „ND“ mit, Albert Richter sei in der BRD „nicht als „Opfer des Faschismus“ anerkannt“. Ermittlungen wegen seines Todes stellte die zuständige Kölner Staatsanwaltschaft 1967 ein.
Erst ab Mitte der 1990er Jahre wurde in seiner Geburtsstadt Köln und darüber hinaus des einst populären Radsportlers gedacht (siehe unten).
Im Hinblick auf seinen jüdischen Trainer und Manager Ernst Berliner wurde im jüdischen online-Magazin hagalil.com hinsichtlich der DDR „der verbale Antifaschismus (…) gemäß der antizionistischen Staatsdoktrin“ als „Angriff auf die Bundesrepublik“ und „die Verleugnung jüdischen Erbes“ kritisiert (1. Januar 2020). Dies ist zutreffend, denn den jüdischen Sport vor und nach 1933 ignorierte die Sportgerichtsschreibung der DDR völlig. Diplomatische Beziehungen zu Israel unterhielt die DDR nie.
Gedenkstätten in der DDR:
1951 wurden die Albert-Richter-Kampfbahnen in Halle/Saale, wo er Rennen bestritten hatte (auf Vorschlag der BSG Stahl Halle), und in Schwerin am Ostufer des Burgsees benannt. Da Halle als Radsport-Stützpunkt wegfiel und die benachbarte Kaserne der Nationalen Volks-Armee „Fritz Weineck“ das Gelände nutzte, verschwand die Sportstätte. Seit 1997 steht dort das Verwaltungsgebäude der Landesversicherungsanstalt Mitteldeutschland. In Schwerin wurde das Areal zugunsten der Bundesgartenschau 2005 umfunktioniert.
Alte Bundesländer:
Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) richtet den Nachwuchs-Wettbewerb um den Alfred-Richter-Preis aus. Die Radrennbahn in Köln-Müngersdorf ist seit 1996 nach Alfred Richter benannt, der Vorplatz seit 2021 nach seinem Trainer und Manager Ernst Berliner. 2008 erfolgte Richters postume Aufnahme in die „Hall of Fame des deutschen Sports“, seit 2009 erinnert ein Stolperstein in der Sömmeringstr. 70 in Köln-Ehrenfeld an ihn. In Lörrach gibt es seit 2010 die Albert-Richter-Straße und seit 2020 den Alfred-Richter-Weg in Schwalbach/Taunus.
Undatiert ist die Gedenktafel an der Rheinlandhalle in Köln-Ehrenfeld.
Literatur:
Karl Plättke: "Die letzte Kurve. Kinderbuch", Berlin (DDR) 1959 (2. Auflage)
Herbert Friedrich: "7 Jahre eines Weltmeisters. Kinderbuch", Berlin (DDR) 1988 (5. Auflage)
Renate Franz u. a.: "Der vergessene Weltmeister", Bielefeld 1998
Herbert Friedrich: "Der Tod des Weltmeisters. Roman", Bern 2015
Filme:
"Auf der Suche nach Albert Richter", 45minütige Doku des NDR von 1989
"Albert Richter, le champion qui a dit non", französische Doku für Arte (2005), 52 Minuten
"Albert Richter", Film von Jean Nelissen, deutsch/holländisch, 8 Minuten
"Tigersprung", Graphic Novel-Doku von 2017, 27 Minuten
Ehrengrab der Stadt Köln:
Melaten-Friedhof Köln, Feld E 8, Nähe Eingang Weinsbergstraße, Plakette auf dem Grabstein gestiftet von einem belgischen Radsportler
Heinz Steyer (20. Dezember 1909 in Dresden – 12. Juli 1944 in Ai Giannis bei Amaliada, Peleponnes in Griechenland)
Ausgabetag: 27. Mai 1963, 20 + 10 Pf., Auflage: 3.000.000, Entwurf: Gerhard Stauf, gestochen von Oswin Volkamer
Der Dresdner, von Beruf Drucker, trat 1927 dem Kommunistischen Jugend-Verband bei, später der KPD. Er war aktiver Fußballer bei Rot-Weiß und Funktionär von „Rotsport“. Aufgrund seiner Gegnerschaft zur NS-Diktatur mehrmals inhaftiert und als „wehrunwürdig“ befunden, wurde Heinz Steyer in die „Strafdivision 999“ gezwungen.
In Griechenland stationiert, nahm er mit weiteren antifaschistischen deutschen Soldaten Kontakt zur linken griechischen Volksbefreiungsarmee ELAS auf. Verraten haben soll dies ein Grieche namens Zerakis. Einigen Deutschen gelang die Flucht, doch Heinz Steyer wurde am 3. Juli 1944 verhaftet, am 9. Juli in einem „Standgerichtsverfahren“ zum Tod verurteilt und am 12. Juli auf dem „Stützpunkt Rehbock“ erschossen.
Ehrungen:
Das frühere Stadion des bürgerlichen Dresdner SC am Ostragehege trägt seit 1953 Steyers Namen. Vor dem Stadion steht bereits seit dem 21. Juni 1949 ein Gedenkstein mit bronzener Opferschale, Im Ehrenhain auf dem Heidefriedhof Dresden hat Steyer ein symbolisches Grab. Steyer-Straßen gibt es noch in Dresden, Riesa und Dessau. Die Heinz-Steyer-Schulen in Dresden und Rabenau wurden nach 1989/90 umbenannt.
Kurt Schlosser (18. Oktober 1900 in Dresden – 16. August 1944 in Dresden)
Ausgabetag: 27. Mai 1963, 25 + 10 Pf., Auflage 1.1000.000, Entwurf Gerhard Stauf, gestochen von Oswin Volkamer/Sachs
Als Möbeltischler-Lehrling verlor Kurt Schlosser bei einem Betriebsunfall den rechten Unterarm. Dennoch war er mit anderen jungen Arbeitersportlern aktiv in der "Vereinigten Kletterabteilung" (VKA). 1923 trat er der KPD bei. Die „Vereinigte Kletterabteilung“ war KPD-orientiert, stand also in Opposition zum eher sozialdemokratischen Touristenverein "Naturfreunde" und schloss sich daher der kommunistischen „Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit“ („Rotsport“) an.
Nach der Machtübernahme der Nazis bestand die VKA illegal weiter. Auch unter Mitwirkung trotzkistischer Linker. Wenzel Kozlecki, zeitweise Sekretär von Leo Trotzki in dessen mexikanischem Exil, durfte deshalb nie mehr in die DDR zurück kehren.
Die „Roten Bergsteiger“ halfen in der Sächsischen Schweiz und im Erzgebirge Verfolgten über die Grenze. Umgekehrt transportierten sie Flugblätter und Broschüren gegen die NS-Diktatur aus der Tschechoslowakei. Kurzfristig unterhielten sie in der „Höhle am Satanskopf“ auch eine Druckerei Die Gedenktafel wurde nach der sog. Wende beseitigt und nicht mehr ersetzt.
Als Mitglied einer kommunistischen Widerstands-Gruppe wurde Kurt Schlosser wegen „Hochverrat und Feindbegünstigung“ am 16. August 1944 im Alter von 43 Jahren im Hof des Dresdner Landgerichts am Münchner Platz enthauptet.
Sein Sohn Heinz Schlosser (1922-2001) war zeitweise Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitee (NOK) der DDR.
Gedenkstätten:
Kurt Schlosser war 1. Tenor im 1927 gegründeten Gesangverein der VKA und dessen Vorsitzender. Zahlreiche Chor-Mitglieder starben in der NS-Diktatur. Seit 1949 heißt der Gesangsverein Sächsischer Bergsteigerchor „Kurt Schlosser“.
Eine von ihm miterbaute Berghütte über dem Zahnsgrund bei Bad Schandau-Ostrau in der Sächsischen Schweiz trug bis 1995 seinen Namen. Dort befand sich auch der Trainingsstützpunkt der DDR-Nationalmannschaft für Alpinistik. Nachfolgeeinrichtung ist eine neue Hütte des Bergsteigerchors bei Kleinhennersdorf mit zwei Denkmälern.
Der Name Kurt-Schlosser-Straße in Dresden (seit 1962) wurde 1991 beseitigt. Eine Gedenktafel existiert noch vor den Deutschen Werkstätten Hellerau in Dresden, wo Kurt Schlosser ausgebildet wurde. Seit 2010 steht ein Gedenkstein in der Dresdner Pöppelmannstraße 2, der Geschäftsstelle des Bergsteigerchors. Ebenfalls in Dresden, in der Leipziger Straße 72, erinnert ein Gedenkstein an die Werkstatt von Kurt Schlosser im kriegszerstörten Haus Nr. 70.
Literatur:
Max Zimmering: "Widerstandsgruppe Vereinigte Kletterabteilungen", Berlin (Sowjetischer Sektor) 1948
Rudolf Hanke: "Steile Pfade", Berlin (DDR) 1960
Max Zimmering: "Li und die roten Bergsteiger", Kinderbuch, Berlin (DDR) 1972
Barbara Weinhold: "Eine trotzkistische Bergsteigergruppe aus Dresden", Köln 2004; hier online lesbar
Film:
„Rote Bergsteiger“, die erste Fernseh-Serie des Deutschen Fernsehfunk (DFF) der DDR, 13 Episoden, gedreht 1968 um Bad Schandau an der Elbe und in der Sächsischen Schweiz. Auf DVD erhältlich.
Der Ersttagsbrief vom 27. Mai 1963 zeigt das 1947 geweihte Ehrenmal für die im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichteten antifaschistischen Widerstandskämpfer. Es entstand nach dem Entwurf des Bildhauers Franz Andreas Threyne (10. September 1888 in Köln - 26. Oktober 1965 in Freiburg/Breisgau), einem bürgerlichen Künstler, der zuvor an Monumentalplastiken eher Krieger-, Herzogs- und Bischofsdenkmäler gestaltet hatte und während der Nazizeit als Professor in Königsberg wirken konnte. Nach 1945 verlegte Treyne sich auf sozialistischen Realismus, auf Arbeiterführer und Widerstandskämpfer, ehe er 1960 nach Westdeutschland übersiedelte.
Hermann Tops (18. Juli 1897 in Berlin – 14. August 1944 in Brandenburg-Görden)
Ausgabetag: 24. September 1963, Ausgabewert 5 + 5 Pf., Auflage: 2.500.000, Entwurf: Gerhard Stauf, gestochen von Sachs
Werkzeugmacher Tops trat 1919 in die Sozialistische Arbeiterjugend und in den Metallarbeiter-Verband ein sowie 1923 in die KPD, die er später als Bezirksverordneter im Prenzlauer Berg vertrat. Schon als Schüler gehörte Tops dem Turnverein Fichte an. 1931 erhielt er als Vorstandsmitglied der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit (KG) den Posten des Turnwarts von Berlin-Brandenburg.
Am 12. Oktober 1933 verhaftete die Gestapo Mitglieder der illegalen Leitung der KG, darunter auch Hermann Tops. Nach 18 Monaten Gefängnis setzte er seinen Kampf gegen das NS-Regime fort, auch auf Arbeit mit dem Aufbau einer Widerstandsgruppe. Ab 1939 fungierte er als Verbindungsmann zwischen der von Robert Uhrig geleiteten Gruppe und der Organisation um Anton Saefkow. Geplant wurden Sabotageakte gegen die Berliner Rüstungsindustrie.
Am 4. Februar 1942 folgte die erneute Verhaftung, Kerker und Folter. Am 21. Juni 1944 wurde Tops mit Genossen aus dem Prenzlauer Berg (u.a. Ernst Knaack, Heinrich Preuß, Wilhelm Rietze, Artur Sodtke) zum Tode verurteilt und am 14. August 1944 in Brandenburg-Görden per Fallbeil hingerichtet. Hermann Tops hinterließ Frau Lucie (1906-1964) und Sohn Fritz (1927-1945). Am 14. September 1946 erhielt er ein Urnenbegräbnis auf dem Friedhof Pappelallee (heute Friedhofspark).
Ehrungen:
Die Ludwigstraße, den Berliner Jahn-Sportpark südlich begrenzend, erhielt 1952 seinen Namen. Die einstige Hermann-Tops-Straße in Brandenburg heißt heute Kreyssigstraße. Der Vorgänger der Schule am Falkplatz in Prenzlauer Berg hieß von 1977 bis 1991 8. Polytechnische Oberschule „Hermann Tops“. Auf dem Schulhof steht noch der Gedenkstein. Einst beherbergte der Bau das Luisenstädtische Gymnasium, in dessen Turnhalle in der Ystader Straße Tops den Turner-Nachwuchs der Fichte-Abteilung Prenzlauer Berg trainierte.
In der Aula der Schule hing einst ein überlebensgroßes Tops-Porträt und im Eingangsbereich von Haus 6 des heutigen Bezirksamtes in der Fröbelstraße 17 von November 1987 bis Februar 1992 eine Gedenktafel für die beiden KPD-Bezirksverordneten und Nazi-Opfer Gustav Schiefelbein und Hermann Tops. Auch die 1976 enthülle Tafel am Haus Kopenhagener Straße 46, wo Tops bis zu seiner letzten Verhaftung wohnte, verschwand mit unbekanntem Verbleib. Das Familiengrab im Friedhofspark an der Pappelallee ist mit Grabstein erhalten und öffentlich zugänglich.
Käthe Tucholla, geb. Scheffler (10. Januar 1910 in Berlin – 28. September 1943 in Berlin-Plötzensee)
Ausgabetag: 24. September 1963, Ausgabewert: 10 + 5 Pf., Auflage: 3.000.000, Entwurf: Gerhard Stauf, gestochen von Oswin Volkamer/Sachs
Die einzige Frau in diesen zwei Briefmarkensätzen arbeitete als Sekretärin, in ihrer Freizeit spielte sie Hockey bei Sparta Lichtenberg. Dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann, den Schlosser und Sparta-Fußballer Felix Tucholla (17. Mai 1899 – 8. September 1943) kennen, der sie für die kommunistische Parteiarbeit gewann. Ab 1933 engagierten sich beide in der Widerstandsgruppe um Robert Uhrig mit den Verfassen und Verteilen illegaler Schriften, mit Kurierfahrten und der Unterstützung Untergetauchter. Einer von denen war Erwin Panndorf, ein in die Sowjetunion übergesiedelter Kommunist und Arbeitersportler aus Gera, der 1942 als sowjetischer Agent mit Fallschirm über Ostpreußen abgesprungen war.
Die Unterstützung für Panndorf führte zur Verhaftung von Käthe Tucholla am 25. Juli 1942, drei Tage später geriet auch Felix in die Fänge der Gestapo und letztlich das gesamte Widerstandsnetz. Der Volksgerichtshof verurteilte die Eheleute am 17. August 1943 zusammen mit Kurt Bietzke, Richard Hinkelmann und Rudolf Scheffel zum Tode. Die Urteile wurden im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee durch Erhängen vollstreckt.
Ehrungen:
Seit dem 28. September 2013 steht in der Kaskelstraße 41 vor dem einstigen Wohnhaus der Tuchollas, genau zwischen Sparta-Platz und einstigem Viktoria- und heutigem Tucholla-Platz, eine Gedenkstele. An der Hauswand hängt eine Replik der Original-Erinnerungstafel aus DDR-Zeiten, welche das Museum Lichtenberg aufbewahrt. Ein Gedenkstein steht auf dem Hof der Schule an der Victoriastadt, früher 1. Sonderschule "Käthe und Felix Tucholla". Beider Namen finden sich auch auf der Stele "Rummelsburger Arbeiterwiderstand 1933-1945" am Nöldnerplatz. Am Bruno-Bürgel-Weg in Niederschöneweide steht eine Gedenkwand mit Kupfertafel am Käthe-Tucholla-Stadion, das den SSV Köpenick-Oberspree beheimatet. Von 1953 bis 1988 gab es im Hockey ein Käthe-Tucholla-Gedenkturnier für Männer, Frauen und Nachwuchs um den nach ihr benannten Ehrenschild.
Rudolf Seiffert (11. Juli 1908 in Charlottenburg – 29. Januar 1945 in Brandenburg-Görden)
Ausgabetag: 24. September 1963, Ausgabewert: 15+5 Pf., Auflage: 2.500.000, Entwurf: Gerhard Stauf, gestochen von Sachs
Der Bäckerssohn trat als Lehrling in den Turnverein "Fichte" Abteilung Wedding ein. Im Arbeitersport gehörte er zu den besten Langstrecken-Schwimmern. Seit 1926 war er Mitglied im Kommunistischen Jugendverband und in der KPD. Nach einer Protestveranstaltung seines Jugendverbandes im Frühjahr 1929 verlohr Seiffert durch Polizeikugeln ein Bein.
Dadurch lange arbeitslos fand er 1936 eine Anstellung als Hilfsarbeiter und später Revisor bei Siemens & Halske in Siemensstadt. Dort baute er eine geheime Betriebsgruppe auf und hielt ab 1943 Kontakt zu Anton Saefkow. Er verbreitete antifaschistische Schriften unter Soldaten und unterstützte Illegale mit Lebensmittelkarten und Geld. Am 19. September 1944 wurde Rudolf Seiffert verhaftet und am 18. Dezember 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Am 29. Januar 1945 starb er unter dem Fallbeil.
Ehrungen:
Im Nachkriegs-Wedding gab es eine Tafel für ermordete Antifaschisten aus dem Wedding, die auch Rudolf Seiffert mit aufführte. In der Nacht vom 6. zum 7. Juni 1951 wurde sie von Unbekannten gestohlen und tauchte nicht wieder auf. In Berlin-Fennpfuhl sind eine Straße und ein Park nach ihm benannt, auch die Georg-Christoph-Lichtenberg-Oberschule trug einst seinen Namen. Das Museo della Resistenza Europea in Genua, untergebracht in einem ehemaligenFolterkeller aus der Mussolini-Zeit, würigt Rudolf Seiffert stellvertretend für den deutschen Widerstand.
Ernst Grube (22. Januar 1890 in Neundort/Anhalt – 14. April 1945 in Bergen-Belsen)
Ausgabetag: 24. September 1963, Ausgabewert: 20 + 10 Pf., Auflage: 3.000.000, Entwurf: Gerhard Stauf, gestochen von Oswin Volkamer
Der Bergmannssohn wuchs in elenden Verhältnissen auf, an denen fünf seiner Geschwister starben. Er lernte Tischler und trat mit 18 in die SPD und in die Gewerkschaft Deutscher Holzarbeiter-Verband ein. Im Arbeitersport betätigte Ernst Grube sich als Turner und Leichtathlet. 1913 fand er eine Anstellung bei der Sächsischen Waggonbau Werdau GmbH. Als Mitglied von USPD und Spartakus-Bund wählten ihn seine Kollegen während der Novemberrevolution zum Vorsitzenden des Arbeiter- und Soldatenrats. Als solcher ließ er die rote Fahne auf dem Werdauer Rathaus hissen.
1920 kandidierte der inzwischen zur KPD gewechselte Grube erfolgreich für das Zwickauer Stadtparlament und für den Sächsischen Landtag. 1924 bis 1932 saß er im Preußischen Landtag und 1924 sowie ab 1930 im Reichstag. Im Dezember 1930 übernahm Grube die Reichsleitung der „Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit“.
In der Reichsttags-Brandnacht wurde er in sechsjährige „Schutzhaft“ genommen, während dieser lernte er die Lager von Sonnenburg, Lichtenburg und Buchenwald kennen. Nach seiner Entlassung im Mai 1939 musste er als Tischler in Warschau arbeiten, 1941 konnte er nach Berlin zurückkehren und hielt hier Verbindung mit der Uhrig-Gruppe. 1942 wurde er für mehrere Monate inhaftiert, kam aber noch einmal auf freien Fuß. Am 21. August 1944 folgte die erneute Verhaftung im Rahmen der Aktion „Gitter“, Grube kam ins KZ Sachsenhausen und Anfang April 1945 nach Bergen-Belsen. Dort starb er am 14. April 1945, einen Tag vor der Befreiung durch die Briten.
Ehrungen:
Ernst Grubes Namen trugen und tragen Stadien und Plätze in Werdau, Zwickau, Gölzau, in Riesa und Magdeburg. Ernst-Grube-Sporthallen gibt es heute noch im sächsischen Freiberg, in Strausberg bei Berlin und auf dem Gelände der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. In Halle und Berlin heißen noch Straßen nach ihm, das ehemalige Grube-Stadion in Berlin-Spindlersfeld ist nun der Ernst-Grube-Park.
Der Nachfolger seiner Werdauer Arbeitsstätte war zu DDR-Zeiten der VEB Kraftfahrzeugwerke „Ernst Grube“ Werdau. Der Deutsche Turn- und Sport-Bund der DDR verlieh von 1958 bis 1961 als höchste Ehrung die Ernst-Grube-Medaille. Später vergab die vormilitärische Gesellschaft für Sport und Technik eine Grube-Medaille an jugendliche Mitglieder.
Kurt Hugo Biedermann (4. Mai 1903 in Leipzig-Lindenau – 19. Juli 1942 in Waldheim)
Ausgabetag: 24. September 1963, Ausgabewert: 40 + 20 Pf., Auflage: 1.200.000, Entwurf: Gerhard Stauf, gestochen von Oswin Volkamer
Der Vater verließ die Familie frühzeitig, so dass Kurt Biedermann seiner Mutter mit Zeitungs-Austragen vor Unterrichtsbeginn helfen musste, sich und die drei Schwestern durchzubringen. Für die gewünschte Elektriker-Lehre fehlte das nötige Lehrgeld, so wurde er Möbeltischler durch Vermittlung seines Onkels, der ihn auch für die kommunistische Idee begeisterte. Ein weiterer wichtiger Einfluss war der kommunistische Künstler Alfred Frank, der ihm mit dem Zeichnen und Malen vertraute.
Außerdem begeisterte sich Biedermann für den Sport, 1918 trat er der Freien Turnerschaft Leipzig-West bei. Dort betrieb er vor allem das Wasserwandern, bevorzugt als Wildwasserkanute auf Saale und Weißer Elster. Einmal bewältigte er auch die Donau von Passau bis nach Wien.
Wegen kommunistischer Arbeit wurde Biedermann bereits 1920 inhaftiert, aber nach vier Wochen mangels Beweisen freigelassen. Nach 1933 wussten selbst seine engsten Angehörigen nichts von seiner Tätigkeit im Widerstand. 1934 geriet er erneut in Haft, verriet aber niemanden und nahm alle Schuld auf sich. Das Urteil lautete auf 10 Jahre Zuchthaus. In Waldheim wurde er für medizinische Experimente missbraucht, in deren Folge er am 19. Juli 1942 an allgemeiner Blutvergiftung starb. Seine letzte Ruhestätte fand Kurt Biedermann auf dem Freidhof in Leipzig-Kleinzschocher. In seiner Heimatstadt trägt heute noch eine Schule seinen Namen.
Werner Skrentny/Christian Wolter
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