1928 fand in der Sowjetunon die erste "All-Unions-Spartakiade" statt. Schauplatz der meisten Wettbewerbe vom 12. bis zum 24. August war das zu diesem Anlass eröffnete Moskauer Dynamo-Stadion. Die Ruder- und Segelwettbewerbe kamen in Leningrad zur Austragung. Insgesamt standen 21 Sportarten auf dem Programm.
7125 Athleten gingen an den Start, davon 612 für ausländische Delegationen (Deutschland 195, Finnland 83, Österreich 71, Schweiz 51, Schweden 42, England 31, Frankreich 26, Norwegen 24, Tschechoslowakei 19, Uruguay 19, Lettland 17, Estland 14, Argentinien und Algerien je 1 Teilnehmer).
Die meisten waren über ihre Vereine der kommunistischen Roten Sport-Internationale (RSI) oder der Sozialistischen Arbeitersport-Internationale (SASI) angeschlossen. Ausnahmen waren die Starter aus Ländern ohne organisierte Arbeitersport-Bewegung (Uruguay, Argentinien, Algerien). Mitgliedern der SASI war die Teilnahme an dieser kommunistischen Gegenveranstaltung zu den sozialdemokratischen Arbeitersport-Olympiaden untersagt. Die trotzdem an der Spartakiade teilnahmen mussten nach Rückkehr mit zeitweisen Sperren oder gar Ausschlüssen rechnen.
Wie erwartet gingen die meisten Siege an Sowjet-Sportler. Diese traten in Regional-Mannschaften für Gewerkschaften und Bezirke an. Die Medaillenplätze waren Berechnungsgrundlage zweier Meisterschaften. In der Meisterschaft der Gewerkschafts-Republiken gewann die Russische Sozialistische Förderative Sowjet-Republik (RSFSR) vor der Ukrainischen Sozialistischen Sowjet-Republik (SSR) und der Weißrussischjen SSR. Das Ranking der Bezirks-Meisterschaft war: 1. Moskau, 2. Leningrad, 3. Zentrales Landwirtschafts-Viertel.
Die bekanntesten deutschen Teilnehmer waren Ringer: Bruno Plache aus Leipzig (prominent vor allem als Namensgeber des Bruno-Plache-Stadions in Leipzig-Probstheida) und Werner Seelenbinder, der im Halbschwer-Gewicht den einzigen deutschen Sieg davontrug.
Zum Spartakiade-Programm gehörten einige regionale Fußball-Meisterschaften:
Für Moskau war ein Tunier im Ko.-System mit 21 Teams geplant. Nach drei Spieltagen (11. bis 13. August) wurden nach einer angenommenen Resolution georgischer Fußballspieler alle bisherigen Spiele als Freundschaftsspiele gewertet und das Feld geteilt für zwei Meisterschaften.
Im einen Feld spielten russische Regional-Teams um die Meisterschaft der Russischen Sozialistischen Förderativen Sowjet-Republik. Im anderen Turnier traten die übrigen Teams an: die Auswahl der Sowjetunion, von Weißrussland, Ukraine, Usbekistan und Zentralkaukasien sowie die ausländischen Mannschaften. Die Sieger beider Gruppen bestritten das Endspiel um die Spartakiade-Meisterschaft, gleichbedeutend mit der Fußball-Meisterschaft der Sowjetunion 1928.
Achtelfinale
Sibirien – Zentrale Industrieregion (Wladimir, Ivanowo, Kostroma, Nischni Nowgorod, Tula, Jaroslawl) 5:1, Wolga – Nordkaukasus 3:2
Viertelfinale
Fernost – Zentrale Agrarregion (Woronesch, Orjol, Rjasan, Tambow) 2:1, Moskau – Sibirien 8:3, Leningrad – Wolga 6:1, PAPO – Norden 7:0
Halbfinale
Moskau – Fernost 12:1, Leningrad – PAPO 12:1
Finale
21. August 1928, Anpfiff 17 Uhr: Moskau – Leningrad 5:3 (2:1), Dynamo-Stadion, 45.000 Zuschauer; 0:1 Mikail Butusow oder Archangelsk, 1:1 (20.), 2:1 (35.) und 3:1 (65.) Nikolaj Starostin, 4:1 Kholin (76.), 4:2 Mikail Butusow, 5:3 Eigentor Ruschinsky (85.), Schiedsrichter: Joselewich (Charkiv)
Moskau: Leonow, Ruschinsky (Kapitän), Alexander Starostin; jegorow, Celine, Leuta; Nikolaj Starostin, Troitsky, Isakow, V. Blinkow, Kholin – Leningrad: Sokolow; Gostew, Jezhow; Filippow, Batyrew, Guskow; Grigoryew, Butusow, Archangelsk, Shelagin, Kuskow
Mit Moskau gewann gewissermaßen der Titelverteidiger, denn auch die vorherige, bereits 1922 ausgetragene Fußball-Meisterschaft der RSFSR hatte die Auswahl Moskaus gewonnen.
PAPO (kyrillische Schreibweise, sprich: Raro): Район автономных республик и областей – Bezirk der autonomen Republiken und Regionen (= Oblasts). Dem RARO gehörten insbesondere die Tatarische ASSR, die Baschkirische ASSR, die Tschuwaschische ASSR, die Kasachische ASSR (heute Kasachstan) und das heutige Udmurtien an. Bei der Spartakiade 1928 wurde das RARO-Team von Spielern aus Kasan sowie einem Spieler aus Kasachstan gestellt. Das RARO-Team wurde auch als Mannschaft der autonomen Republiken (сборная команда автономных республик) bezeichnet.Vielen Dank für diesen Hinweis an Alexander Safronow aus Russland!
Sechzehntelfinale
15. August 1928, 17 Uhr: Usbekische SSR – Transkaukasische SFSR 2:2, Wiederholung am 16. August um 17 Uhr: Transkaukasien – Usbekistan 5:1
Achtelfinale
15. August, 17 Uhr: Finnland – England 5: 1, MGPSS- Stadion
17. August, 17 Uhr: Weißrussische SSR – Schweiz 6: 3, Dynamo-Stadion
17. August, 17 Uhr: Ukrainische SSR – Uruguay 0: 3, Metallurg-Stadion
18. August, 17 Uhr: Sowjetunion – Transkaukasien 2: 1, CDKA-Stadion
Viertelfinale
19. August, 17 Uhr: Sowjetunion – Weißrussland 6:2, Metallurg-Stadion
19. August, 17 Uhr: Finnland – Uruguay 1: 3, Dynamo-Stadion
Halbfinale
21. August, 17 Uhr: Sowjetunion – Uruguay 7: 1, Dynamo-Stadion, 45.000 Zuschauer
Als zweiter Finalist stand Moskau, der Sieger im Turnier um die Russische Meisterschaft, fest.
Finale
23. August 1928: Moskau – Sowjetunion 1:0 (0:0), Dynamo-Stadion, 45.000 Zuschauer, Tor: Troitsky 61., Schiedsrichter: Wasili Butusow (Leningrad, Bruder des Leningrader Spielers Mikail Butusow)
Moskau: Leonow, Ruschinsky (Kapitän), Alexander Starostin; Jegorow, Celine, Leuta; Nikolaj Starostin, Troitsky Isakow, Blinkow, Kholin; Trainer: M. Romm; Sowjetunion: Moskwin; K. Fomin, Kladko; Semenow, V. Fomin (ab 64. N. Fomin), Priwalow; Wladimir, Schpakowsky, Mischchenko (Platzverweis 89.), Alferow, Gubarew
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Foto: René Senko, Hamburg, vielen Dank! Poststempel: Russische Wikipedia
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