Ein fußballbegeisterter 15jähriger Bremer namens Jan Lohmann sammelte einst ein paar Gleichgesinnte um sich, die als Straßenmannschaft "Union" die Straßen ihres Stadtteils Gröpelin unsicher machten. 1908 gründete sich aus diesem Kreis der SV Weser 08 Bremen. Gespielt wurde damals auf einem behelfsmäßige Gelände hinter dem Gröpeliner Friedhof, und mit gesparten Vereinsgroschen bald eine Weider bei der Weser AG-Werft gepachtet.
Für die Gebühren im DFB reichte es dann nicht mehr, und so spielte Weser 08 zusammen mit anderen proletarischen Vereinen wie TSV Woltmershausen, FC Stern, SV Britannia und Hansa in einem eigenen Verband, dem Bremer Fußball-Verband. Hier errang der SV Weser 08 im Jahr 1911 seine erste Meisterschaft.
Im gleich Jahr ging der Verband ein, und zusammen mit den bereits Genannten bildete Weser 08 im Arbeiter-Turnerbund die "Freie Vereinigung der Fußballspieler von Bremen und Umgebung". Es war die zweite Regionalvereinigung von Arbeiter-Fußballern nach der Märkischen Spielvereinigung in Berlin-Brandenburg. Damals stellte der Verein bereits 3 Herren, 2 Jugend- und 2 Schülermannschaften, gehörte also schon zu den größeren Fußballclubs in seiner Stadt. 1914 wurden erste Spiele außerhalb Bremens ausgetragen, dann brach der Krieg aus, und zunächst lief der Spielbetrieb mehr schlecht als recht weiter. 1916 bekamen dann auch die letzten Wehrpflichtigen den "roten Schein", den Gestellungsbefehl, der für viele Spieler zugleich das Todesurteil bedeutetn sollte.
Nach dem Krieg wurde Weser 08 unter Leitung von Jan Lohmann wiederbelebt. Von Lohmann ist bekannt, dass er Vereinskameraden für Fouls eigenhändig vom Platz stellte. Die Mannschaft spielte nun an der Hemmstraße/Ecke Neukirchstraße, wo heute die Findorffer Kirche steht.
1924 sorgte der SV Weser 08 für internationale Schlagzeilen, denn die I. Mannschaft wurde in die Sowjetunion eingeladen und ließ sich auf das Abenteuer ein. Vom 29. September bis zum 6. November 1924 weilten 13 Weseraner als erste deutsche Fußballmannschaft im ersten sozialistischen Land der Erde! Insgesamt wurden in diesen Wochen 27 Stunden auf dem Schiff und 213 Stunden in Eisenbahn-Waggons verbracht, dazu ungezählte Stunden in Autos und Pferdewagen und zwischendurch 11 Spiele bestritten. Aus diesen ragte die Partie gegen die Russland-Auswahl vor 30.000 Zuschauern heraus.
Ein Bericht von dieser Reise ist mit dem Mitteilungsblatt des SV Weser vom Dezember 1924 enthalten geblieben und gibt Zeugnis ab von dieser sporthistorisch bedeutenden Reise:
Bilanz des SV Weser 08 Bremen: 3 Siege, 8 Niederlagen, 12:41 Tore
Da diese Reise in die UdSSR ohne Erlaubnis des Arbeiter-Turn- und Sportbundes erfolgte, disqualifizierte dieser alle 13 Spieler für sechs Wochen. Ein weiterer Höhepunkt war das Spiel gegen die Donezk-Auswahl (0:2) im Jahr 1926.
1930 wurde Jan Lohmann aus heute wohl nicht mehr ganz nachvollziehbaren Gründen aus dem ATSB ausgeschlossen. In der Jahreshauptversammlung stellte sich sein Verein aber hinter ihn und wurde ebenfalls aus dem Bund gestoßen. Eine Minderheit gründete den SV Weser 30, Weser 08 schloss sich der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit an und gewann 1931 und 1932 jeweils die Kreismeisterschaft und 1932 auch die Norddeutsche Meisterschaft.
Die Nazis-Herrschaft bedeutete für beide Weser-Vereine das Ende.Beim Neuanfang 1945 wurde die Spaltung von 1930 überwunden, Weser 08 und Weser 30 fanden als Sportgemeinschaft Bremen-West wieder zueinander, und bald trat man wieder als SV Weser 08 an. Am 14. Oktober schloss sich Weser 08 wegen drohender Insolvenz dem "bürgerichen" Bremer SV an. Damit endete die Geschichte eines der namhaftesten Vereine des Arbeitersports. In unserer Erinnerung jedoch lebt der SV Weser 08 fort.
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Quellen: "Mitteilungsblatt des SV Weser 08 Bremen Nr. 11 (Dezember) 1924", Bernd Biermann "100 Jahre SV Weser 08 – Ein Blick in die Geschichte", Bremen 2008, Bildmaterial: Bernd Biermann, Bremen. Besten Dank!
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