Die Leichtathletik als Individualsportart stellte innerhalb der Arbeitersportbewegung zunächst einen Fremdkörper dar. Die persönliche Leistung stand im Mittelpunkt. Lediglich der Staffellauf stellte sich als Mannschaftssport dar, bei dem die Einzelleistungen zum Gesamtergebnis beitrugen.
Die Vielfalt des Laufens, Springens und Werfens, im Jahn'schen Turnen als „volkstümliche Übungen" bezeichnet, wurde auf dem 11. Bundestag des Arbeiter-Turnerbundes 1913 in Mannheim von dem Begriff „Leichtathletik" abgelöst, die jetzt auch als ldividualsportart betrieben werden durfte.
Leichtathletische Wettkämpfe, Meisterschaften und erzielte Rekorde zwangen die Bundesführung ab 1913, eine Liste der „leichtathletischen Bestleistungen im Bunde" zu veröffentlichen. Durch Ablehnung des „bürgerlichen Personenkults" erschienen in diesen Bestenlisten bis Ende der zwanziger Jahre keine Namen, sondern nur die Ergebnisse.
Spätestens ab dem 1. Deutschen Arbeiter-Turn- und Sportfest 1922 maßen sich ATSB-Leichtathleten bei hochrangigen Wettkämpfen mit ausländischen Sportgenossen. Das folgende Foto zeigt fünf langjährige ATSB-Spitzenathleten und mehrfache Bundesmeister beim Internationalen Arbeitersportfest am 14./15. August 1926 in Riga.
Von links: Ernst Mehwald (TV 1892 Freiheit Rathenow), Anna Babette Hochholzer verh. Stibitz (Freie Turnerschaft Nürnberg-Süd), der Mittel- und Langsteckenspezialist Max Wagner (TSV Eiche 05 Leipzig), Marie Dank (FT Königsberg) sowie Paul Wels (FT Burg)
Die Auszeichnung mit Meistertiteln bereitete der ATSB-Führung aus programmatischen Gründen Probleme. Mit den 1. Leichtathletik Bundesmeisterschaften 1923 in Berlin wurden alle ideologischen Bedenken über Bord geworfen. Die Registrierung der Höchstleistungen der Frauen erfolgte ab dem Jahr 1926, obwohl die weibliche Leistungsfähigkeit zunächst durch „Schutzvorschriften " behindert wurde.
Wilhelm Gunst, Vertreter der Leichtathletik im Bundesturn- und Sportausschuss des ATSB und
Verfasser des ersten Lehrbuches speziell für Leichtathletik im Arbeitersport, forderte bereits 1921 auf dem 13. ATSB-Bundestag in München die Stelle eines Sportwarts für Leichtathletik, allerdings
ohne Erfolg.
Im Mai 1926 wurde Arno Theer als technische Lehrkraft zur Durchführung der praktischen Teile der leichtathletischen Lehrgänge an
der Bundesschule und in den Kreisen des ATSB eingestellt. Die Verselbständigung der Leichtathletik erfolgte erst auf dem Kölner ATSB-Bundestag (1930), ohne allerdings einen eigenen
Bundessportwart zu erhalten.
Der ATSB trug ab 1923 fünfmal seine Leichtathletik-Bundesmeisterschaft aus. Daneben gab es noch weitere herausragende Wettbewerbe der Arbeiter-Leichtathleten. Außerdem findet Ihr unten die "ewigen" Besten-Listen beider Arbeiter-Sportverbände.
In den Bestenlisten von den ATSB-Meisterschaften tauchen auch Österreicher auf. da Österreich in der Leichtathteltik und im Handball als 17. und 18. Kreis des ATSB geführt wurde. In anderen Sportzweigen wie dem Fußball gab es jedoch keine gemeinsamen Meisterschaften.
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