Künstler für den Arbeitersport

Willibald Krain

* 11. Dezember 1886 in Breslau; † 19. September 1945 in Dresden

 

Krain studierte von 1904 bis 1907 Malerei an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in seiner Heimatstadt  Breslau und danach als Meisterschüler von Angelo Jank in München. Ab 1909 wirkte er freischaffend als Maler, Grafiker und Pressezeichner. Bekanntheit erlangte er  mit Illustrationen in vielgelesenen Zeitschriften wie "Die Jugend", der "Simplicissimus" und "Der wahre Jacob". Seine politischen Arbeiten setzen sich mit den damaligen sozialen Verhältnissen und Kriegserlebnissen auseinander. Die Veröffentlichung seiner Grafikmappe "Krieg - Allen Völkern gewidmet" 1916 in Zürich führte zu deren umgehenden Verbot in allen seinerzeit Krieg führenden Ländern.

Krain gehörte während der Weimarer Zeit zu den international bekannten deutschen Künstlern und arbeitete auch für Publikationen in England und den Vereinigten Staaten.  Für den heimischen Markt illustrierte er unter anderem die Bücher von Hans Fallada. Die "Berliner Illustrierte Zeitung" engagierte ihn als Sozial- und Gerichtsreporter. Seine dort am 9 März 1924 erschienene Reportage über den Hitler-Prozess und antifaschistische Karrikaturen im "Wahren Jacob" brachten dem bis dahin Vielbeschäftigten 1933 Berufsverbot ein. Jahre später durfte er wieder veröffentlichen, etwa Illustrationen für Heimatliteratur, hin und wieder auch Nazi-Propaganda wie zwei antisemitische Karrikaturen im "Kladderadatsch" 1944.

Gegen Kriegsende wurde Krain als 58-Jähriger zum Volkssturm eingezogen, musste zwar nicht an Kampfhandlungen teilnehmen, geriet aber in sowjetische Gefangenschaft. Bei einem vermeintlichen Fluchtversuch erlitt er eine Schussverletzung und starb an deren Folgen am 19. September 1945 in einem Dresdener Krankenhaus.

 

Willibald Krains "Sportler in Jung-Siegfried-Pose", Motiv für das Plakat für das I. Internationale Arbeiter-Olympia 1925

Gustavs Klucis

(russisch: Gustaw Gustawowitsch Kluzis) * 4. Januar 1895 bei Rūjiena in Lettland; † 26. Februar 1938 in Moskau

 

Klucis studierte ab 1912 Kunst in Riga, wurde 1915 zum Krieg eingezogen und kam 1918 nach Moskau, wo er an der Kunstschule Wchutemas u. a. von Kasimir Malewitsch und Antoine Pevsner ausgebildet wurde. Er trat in die kommunistische Partei ein und lernte seine spätere Frau und Mitarbeiterin Valentina Kulagina (1972-1987) kennen. Nach Studienende unterrichtete und publizierte er selber.

Als prägender Maler, Grafiker und Fotograf der Stilrichtung Konstruktivismus stieg Klucis zu einem bedeutenden Vertreter der sowjetischen Avantgarde auf. Seine Themen waren die russische Revolution, der Aufbau der Sowjetmacht, Sportmotive wie die Spartakiaden der RSI und nach 1930 zunehmend stalinistischer Personenkult. Trotz dieser Bemühungen um künstlerisches Wohlgefallen wurde er am 17. Januar 1938 im Zuge der Stalinistischen Säuberungen in Moskau verhaftet und drei Wochen später hingerichtet.

Klucis´Einfluss wirkte auch auf den sozialdemokratischen Sportpresse in Deutschland, indem sein Collagen-Prinzip ab Ende der 1920er Jahre beispielsweise auch auf Titelbildern der "Freien Sport-Woche" und Plakaten für ATSB-Filme Anwendung fand.

 

Collage als Ankündigung für den Film "Arbeiter-Fußball", "Freie Sport-Woche" vom 24. März 1930
Inspriert von Gustavs Klucis: Mitteilungen der Freien Turnerschaft Groß-Berlin, August-Ausgabe 1931

Fritz Lewy

* 22. Mai 1893 in Essen; † 12. Juni 1950 in Cincinatti/Ohio (USA)

 

Fritz Lewy entstammte einer wohlhabenden jüdisch-assimilierten Kaufmannsfamilie. Er studierte ab 1911 an der Essener Kunstgewerbeschule sowie ab 1912 Kunstgeschichte in Bonn.  1914 zog Lewy als Freiwilliger in den Krieg und eröffnete nach seiner Rückkehr 1918 ein Graphisches Atelier in Düsseldorf. Ab 1920 entwarf er Bühnenbilder für die Schauspielhäuser in Düsseldorf und Köln und das Deutsche Nationaltheater in Weimar, wo er sich unter Einfluss der Bauhaus-Bewegung und des Konstruktivisten Theo van Doesburg der Neuen Sachlichkeit verschrieb. Daneben arbeitete er erfolgreich als Grafikdesigner für die Privatwirtschaft. Gemeinsame Ausstellungen hatte er mit so bedeutenden Künstlern wie Kurt Schwitters, Theo van Doesburg, Oskar Schlemmer und Josef Albers. 1927 stieg Lewy beim Westdeutschen Rundfunk in Köln zum Chefdesigner, leitdenden Bildarchivar und Werbe-Verantwortlichen auf.

Nach seiner Entlassung als Jude im März 1933 emigrierte er im Sommer 1933 mit seiner Frau Helene nach Barcelona, wo er als „Federico“ Lewy als Grafikdesigner vor allem für die freie Wirtschaft, hin und wieder aber auch für die Katalanische Regierung arbeitete. Hier schuf er auch sein bekanntestes Werk, das Plakat zur 3. Internationalen Arbeiter-Olympiade, die allerdings kurz nach ihrer Eröffnung wegen Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges abgebrochen werden musste.

1938 konnten Fritz und Helene Lewy rechtzeitig vor Einnahme Barcelonas durch die Franco-Truppen über die Niederlande nach den USA emigrieren, um sich in Cincinatti/Ohio niederzulassen. Dort arbeitete Lewy, nun als "Fred" Lewy, weiter als Gebrauchsgraphiker, u. a. für das Symphonieorchester Cincinnati. Ab 1947 lehrte Lewy Typographie und Werbegraphik an der Cincinnati Art Academy.Hier starb er am 12. Juni 1950 während des Unterrichts an einem Herzanfall.

 

Georg Kretzschmar

* 14. Februar 1889 in Leipzig; † 28. Mai 1970 in Leipzig

 

Der Sohn eines Maschinenmeisters absolvierte von 1903 bis 1907 eine Lehre zum Lithografen und machte sich danach selbständig. Daneben bildete er sich autodidaktisch zum Kunstmaler. 1910 trat Kretzschmar in die SPD ein. Nach vierjährigem Kriegsdienst kehrte er in seinen Beruf zurück, arbeitete aber zunehmend als Pressezeichner, überwiegend für in Sachsen herausgegebene sozialdemokratische Zeitungen (Leipziger, Chemnitzer und Zwickauer Volkszeitung) sowie für den Arbeiter-Turn-Verlag Leipzig, Freie Sport-Woche, Sächsischer Fußball, Der Fußball-Stürmer).

Nach Berufsverbot ab 1933 und neuerlichem Kriegsdienst kehrte Kretzschmar 1946 aus US-amerikanischer Gefangenschaft zurück nach Leipzig, trat kurz darauf in die SED ein und machte sich wieder als Maler und Grafiker freischaffend und lehrte zudem an der Leipziger Volkshochschule. Mit Gemälden im Stil des sozialistischen Realismus war er 1953 auf der 3. Kunstausstellung der DDR in Dresden vertreten, erhielt 1959 eine Delegation zur Internationalen Kunstausstellung der sozialistischen Länder in Moskau und hatte einige Einzelausstellungen in der DDR. Daneben illustrierte er weiterhin für die Presse sowie Schul- und Kinderbücher.

 

ATSB-Reklame aus "Nordischer Arbeitersport", 1927
Illustration im "Freien Volks-Sport" aus Hannover, 17. Dezember 1928
Von Georg Kretzschmar gestaltete Titelseiten für dioe ATSB-Fußballwochenschrift "Der Fußball-Stürmer", beide 1932

 

***

 

Druckversion | Sitemap
© Christian Wolter

Anrufen

E-Mail