Die erste wirklich große Massenveranstaltung im Arbeitersport war die Delnicka Olympiada („Arbeiter-Olympiade“) 1921 in Prag mit 20.000
Aktiven und sagenhaften 150.000 Zuschauern in einem Holzstadion auf dem Lethna. Kurz zuvor hatte sich im tschechischen Arbeitersport eine große kommunistische Fraktion abgespalten. Diese führte
zeitgleich zur Delnicka Olympiada in Prager Vororten eine Gegenveranstaltung durch, für die erstmals die Bezeichnung „Spartakiade“, abgeleitet vom römischen Sklavenanführer Spartakus,
auftauchte.
Wegen der geringen internationalen Beteiligung an der Delnicka
Olympiada begann die Geschichte der offiziellen Arbeiter-Olympiaden erst mit der Leistungsschau 1925 in Frankfurt/Main unter Schirmherrschaft
der Luzerner Sport-Internationale. Verhandlungen mit der Roten Sportinternationale über die Teilnahme sowjetischer Sportler scheiterten.
Die proletarischen Olympischen Spiele begannen am 1. Februar mit Wintersport im Riesengebirge. Alle weiteren Wettbewerbe fanden vom 24.
bis 28. August in Frankfurt und größtenteils im dortigen Waldstadion statt. Es nahmen 10.000 Aktive aus 14 Ländern sowie der Freien Stadt Danzig teil.
Am Frankfurter Fußballturnier beteiligten sich Deutschland, Belgien, Frankreich, Finnland, die Schweiz und die vom sudetendeutschen Verband ATUS vertretene ČSR. Die Vorrunde wurde am ersten Tag
ausgespielt. Im einzigen Halbfinale sahen 30.000 Zuschauer einen 6:1-Sieg der ATSB-Elf gegen die Sudetendeutschen. Im Endspiel gegen Finnland errang Deutschland den Olympiasieg. Der ATSB stellte
damit die beste Länderauswahl innerhalb der Luzerner Sportinternationale.
Die ATSB-Mannschaft bestritt das ganze Turnier in dieser Aufstellung: Sparke (Dresdner SV 1910) – Dorn (TSVgg 1891 Nürnberg-West), Krahmer
(VfL 1892 Leipzig Südost) – Bogen (VfK 1892 Kleinzschocher Leipzig), Naumann (FT Leipzig-Lindenau), Ehrlich (VfR 1914 Oetzsch-Markkleeberg) – Paul Schmidt, Richard Schmidt (beide VfL 1892
Leipzig-Südost), Reichel (SV Sachsen 07 Leipzig), Günther und Apitz (beide FC Preußen 1911 Leipzig-Mockau).
Anders als bei den bürgerlichen Olympischen Spielen fanden weder Medaillen noch Staatsflaggen Verwendung. Einzige Hymne war die Internationale. Die Arbeiter-Olympiade vereinte Sportler ehemaliger
Kriegsgegner, während Deutschland von den bisherigen Nachkriegs-Olympiaden des IOC ausgeschlossen war.
Dies sowie die perfekte Organisation und die faire Spielweise im Olympischen Turnier fand auch die Anerkennung der bürgerlichen Sportpresse. Stellvertretend sei hier der Münchener "Fussball" zitiert: „Die Spiele waren ganz überraschend gut. Technisch ausgezeichnet, vollkommen fair und diszipliniert. Ich habe unzählige Fußballspiele gesehen und kann daher einige Erfahrung für mich beanspruchen, weshalb ich mich zu folgender Überzeugung bekenne: Die Auswahlelf des deutschen Arbeitersportverbandes schlägt die Elf des deutschen Fußballbundes nach Belieben! Das ist keine Übertreibung, sondern bittere Wahrheit. So haben die Fürther in ihrer Glanzzeit gespielt.“
Vorunde
Zwischenrunde (Freilos für Finnland)
"Plazierungsspiel"
Finale
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Rolf Frommhagen
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