Die Arbeiterfußball-Europameisterschaft 

 

Das Internationale Büro der Sozialistischen Arbeitersport-Internationale (SASI) beschloss am 28. Dezember 1931 bei seiner Tagung in Paris die Austragung einer Europameisterschaft der Arbeiterfußballer. 15 Länder meldeten sich dafür an, Österreich und Deutschland galten wie bereits bei den beiden Arbeiter-Olympiaden als die Titel-Favoriten.

Die Mitteleuropa-Gruppe bestand aus den Teilnehmern Österreich und Deutschland, Ungarn und Tschechoslowakei. Die Westeuropa-Gruppe vereinte Frankreich, Schweiz, Belgien und Holland. Dänemark, Norwegen, Estland Finnland und Schweden fügten sich in der Nordgruppe.

Bis 1. Juni 1934 sollte in Hin- und Rückspielen die Gruppenphase ausgetrage werden und anschließend bis Ende 1934 die Gruppenmeister in einer Endrunde, ebenfalls mit Hin- und Rückspielen, den Europameister ermiteln. Austragungsorte und Spieltermine durften die Teilnehmer selbst festlegen. Bei Punktgleichheit im Kampf um Platz 1 sah man keine Entscheidung durch das Torverhältnis vor, sondern Entscheidungsspiele, wiederum mit Hin- und Rückspielen. Verletzte Torwarte durften ersetzt werden, entsprechend dem besonderen Schutz, den die Schlussmänner im sozialistische Arbeiterfußball genossen, anders als ihre Kollegen damals im FIFA-Fußball.

Im Auftakt-Spiel der Deutschen vor 28.000 Zuschauern in der Dresdener Ilgen-Kampfbahn (siehe Titelbild) gegen ihren "Angstgegner" siegten die routinierten Österreicher mit 1:0.

Nach Umbesetzungen und Siegen gegen die Tschechoslowakei (4:0) und in Leipzig-Stötteritz gegen Polen (4:1) sowie durch Punktverluste Österreichs gegen Ungarn und die Sudetendeutschen lief es auf eine Entscheidung zwischen Deutschen und Österreichern in ihrem Rückspiel aus. Allerdings war der deutsche Arbeitersport da bereits von den Nazis zerschlagen wirden. Damit blieb das Spiel gegen Polen zu Weihnachten 1932 das letzte Spiel der ATSB-Ländermannschaft. Mit Österreich fiel ein Jahr später der zweite Favorit aus, denn nach den dortigen Februar-Kämpften wurde auch der dortige Arbeitersport verboten. 

 


EM-Vorbereitungsspiele der ATSB-Auswahl im Sommer 1932

  • 2. 7.   Österreich 2:5 (1:1), Hessen-Kampfbahn Kassel, 12.000 Zuschauer
  • 31. 7. Österreich 5:4 (3:2), Lindener Stadion Hannover, 6.468 Zuschauer
  • 6. 8.  Norwegen 3:2 (0:2), Polizeisportplatz am Bürgerweg Breslau, 9.000 Zuschauer
  • 7. 8.  Norwegen 10:3 (4:0), Stadion Waldenburg/Schlesien, 7.000 Zuschauer
  • 14. 8. Norwegen 4:4 (1:1), Städtisches Stadion Beuthen, 6.000 Zuschauer

 

ATSB-Vorrundenspiele um die Fußball-EM der SASI, Mitteleuropa-Gruppe:

  • 25. 9.   Deutschland – Österreich 0:1 (0:1), Ilgen-Kampfbahn Dresden, „über 30.000“
  • 9. 10.   ČSR (ATUS) – Deutschland 0:4 (0:1), Stadion Aussig, 6.000 Zuschauer
  • 26. 12.   Deutschland – Polen 4:1 (1:1), VfL-Stadion Leipzig-Stötteritz, 16.000 Zuschauer

 

Mitteleuropäische Gruppe, Stand Anfang 1934: 1. Österreich 9:3 Punkte/28:13 Tore, 2. ČSR (ATUS) 7:3/10:14, 3. Polen 1:5/4:15, 4. Ungarn 1:7/5:11, ohne Wertung: Deutschland 4:2/8:2 – Westeuropäische Gruppe: 1. Belgien 10:0 Punkte/17:6 Tore, 2. Holland 2:4/9:6, 3. Frankreich 2:6/6:18, 4. Schweiz 0:4/5:7 – Nordeuropäische Gruppe, Stand Ende 1932: 1. Dänemark 2:0/4:2, 2. Lettland 3:3/4:3, 3. Norwegen 2:2/8:5, 4. Estland 1:1(1:1, 5. Schweden keine Spiele

 

Zur kompletten EM-Statistik geht es hier.

 

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Reklame der "Freien Sport-Woche" für das EM-Spiel gegen Österreich am 25. September 1932 in Dresden (Zeichnung: Georg Kretzschmar)
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© Christian Wolter

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